piwik no script img

Love Parade des Christentums geplant

■ Im Jahr 2003 soll der erste gemeinsame Kirchentag von evangelischer und katholischer Kirche in Berlin stattfinden. Hauptstadtkirchen erwarten Besuchermassen und rechnen mit Geldsorgen bei der

In sechs Jahren soll Berlin für eine Woche lang zum Mekka der deutschen Christenheit werden. Denn für das Jahr 2003 planen die katholische und die evangelische Kirche zum ersten Mal in ihrer Geschichte einen gemeinsamen ökumenischen Kirchentag, der mit großer Wahrscheinlichkeit in der Hauptstadt staffinden soll. Zwar seien die Vorgespräche noch nicht abgeschlossen, heißt es offiziell aus den kirchlichen Gremien. Intern aber wird bestätigt, daß „alles auf Berlin hinausläuft“.

„Die Wahl des Ortes ist noch nicht getroffen“, meint der Sprecher des Deutschen Evangelischen Kirchentages, Rüdiger Runge. Erst im Frühjahr 1998 wollen Evangelischer Kirchentag und das „Zentralkomitee der deutschen Katholiken“ (ZdK) offiziell die endgültige Entscheidung über den Standort für das historische Treffen fällen. Doch hinter den Kulissen gilt Berlin als aussichtsreichster Kandidat, dessen Wahl „naheliegt“. Neben dem Hauptstadtbonus spreche vor allem die Größe von Stadt und Messegelände für Berlin. Bei den anderen Bewerberstädten mit ähnlicher Infrastruktur gibt es jeweils Gegengründe: Hamburg richtet im Jahr 2000 bereits den Katholikentag aus, Frankfurt/ Main schon den evangelischen Kirchentag 2001. Augsburg wird allgemein als zu klein empfunden und gegen die Bewerbung von Hannover spricht die Geschichte: Die niedersächsiche Landeshauptstadt gilt mit dem Sitz der „Evangelischen Kirche Deutschlands“ (EKD) als protestantisches „Rom des Nordens“, wo ein deutliches Zeichen der Gemeinsamkeit beider Konfessionen schwieriger wäre als im großstädtisch-neutralen Berlin.

Einer endgültig erfolgreichen Bewerbung Berlins steht allerdings die Finanznot der Kirchen entgegen. Die evangelische Landeskirche von Berlin-Brandenburg und das katholische Erzbistum Berlin müssen offiziell die deutschen ChristInnen einladen. Zwar gelten die Bischöfe Huber und Sterzinsky als Befürworter eines ökumenischen Kirchentages in Berlin, doch beide Gottesmänner werden von schweren finanziellen Sorgen gedrückt. Die katholische Kirche hat für 1998 einen Sparhaushalt verabschiedet, der 20 Millionen Mark weniger Ausgaben und den Abbau von 170 Stellen vorsieht. Die evangelische Landeskirche verordnete sich auf ihrer Synode im November einen dramatischen Sparkurs, mit dem die Ausgaben von 823 Millionen (1997) auf 751 Millionen für 1998 zurückgefahren werden. 1.500 Stellen sollen in den nächsten Jahren abgebaut werden. Kirchentage dagegen kosten viel Geld: So brachte die evangelische Kirche für ihr Treffen in Hamburg 1995 bereits 22 Millionen Mark auf.

Nach der Erfahrung mit anderen Veranstaltungen werden zu dem gemeinsamen Kirchentag weit über hunderttausend BesucherInnen erwartet. Die Kirchen erhoffen sich neue Impulse für die ökumenische Zusammenarbeit. Bernhard Pötter

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen