Nachgefragt
: Bombige Neustadt

■ Wer zahlt, wenn ein Blindgänger vor Ort gesprengt werden muß?

In der Neustädter Kornstraße wird heute ein etwa zehn Zentner schwerer Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft. Ab 13 Uhr müssen alle Anwohner im Umkreis von 350 Metern evakuiert werden. In einem Radius von 700 Metern wird der Verkehr gesperrt. Die taz sprach mit Manfred S. Schröder, Sprecher des Bundesverbandes der deutschen Versicherungskaufleute, wer für Schäden aufkommt, falls die Bombe vor Ort gesprengt werden muß.

taz Bremen: Herr Schröder, der häufigste Schaden bei solchen Explosionen ist Glasbruch. Welche Versicherung kommt dafür auf?

Manfred S. Schröder, Bundesverband der deutschen Versicherungskaufleute: Dafür ist die Glasversicherung zuständig. Dabei kann es sein, daß der Hauseigentümer pauschal eine Versicherung abgeschlossen hat. Darüber hinaus wird die Hausratversicherung zahlen, wenn man Glasbruch integriert hat. Als Mieter muß ich aber auf jeden Fall den Mietvertrag überprüfen, wieweit Glasbruch abgesichert ist.

Eine Bombenexplosion fällt damit also nicht unter den Passus Naturkatastrophe, sondern unter den normalen Versicherungsschutz?

Das ist richtig. Wir haben in Deutschland in den Verträgen eine Klausel, in der es um innere Unruhen, Krieg und derartige Dinge geht, die nicht von Versicherungen abgedeckt sind. Wenn aber kein solcher Ausnahmezustand vorhanden ist, muß alles bezahlt werden. Das gilt natürlich nicht nur für Glasbruch. Auch wenn es zu Rissen an Gebäuden kommt, Dächer abgedeckt werden oder ähnliches passiert. Da können Millionenschäden entstehen. Die sind dann im Rahmen der Feuer- und Gebäudeversicherung abgedeckt.

Was kostet eine Glasbruchversicherung?

Das liegt in der Regel zwischen 80 und 120 Mark pro Jahr.

Wen kann man ohne Versicherung haftbar machen, wenn doch etwas passiert?

Dafür gibt es meistens keinen gesetzlichen Anspruch. Das sind dann immer die unbürokratischen Hilfen, die von zuständiger Regierungsseite so gerne versprochen werden. In den meisten Fällen läuft das auf eine Pauschalzahlung hinaus.

Die Bombe, die heute entschärft wird, liegt unter der Produktionshalle eines Neustädter Kundendienstes. Hat der Firmeninhaber Anspruch auf Produktionsausfall? Was passiert mit Unternehmen, die während der Evakuierung ihre Produktion stoppen müssen?

Für solche Fälle gibt es die Feuerbetriebsunterbrechungs-versicherung. Dabei hängt es aber individuell von den Verträgen ab, ob solche speziellen Fälle mitversichert sind. Deren Kosten richtet sich nach der Versicherungssumme und der Art des Betriebes. Prinzipiell gilt: Es handelt sich meistens um die gleiche Prämie wie die der Feuerversicherung.

Wenn nun Diebe während der Evakuierung die Gunst der Stunde nutzen, wer zahlt solche Schäden?

Wenn das Haus oder die Wohnung ordnungsgemäß verschlossen ist, zahlt die Versicherung. Das ist egal, ob ein Haus nun wegen einer Bombe evakuiert wird oder ob Einbrecher in der Zeitung von einer Beerdigung lesen und sich zu Nutze machen, wenn die Leute auf dem Friedhof sind. Ist das Haus nicht verschlossen, ist der Betroffene allerdings nicht versichert.

Fragen: Jeti