Justiz bereitet Anklagen vor

■ Bernsteinzimmer-Mosaik offenbar echt / Trio unter Betrugsverdacht

Das vor sieben Monaten in Bremen beschlagnahmte Steinmosaik stammt offenbar tatsächlich aus dem legendären Bernsteinzimmer. Das vermutet die Bremer Staatsanwaltschaft, die vor einer Woche die Ermittlungen von der Berliner Justiz übernommen hat. „Vieles spricht für die Echtheit“, sagte eine Justizsprecherin. Für die Erhebung der Anklagen Anfang nächsten Jahres sei jedoch egal, ob es sich um ein Original oder um eine Fälschung handelt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Betrugsverdachtes in einem besonders schweren Fall gegen ein Bremer Trio um „Mister X“, der das Mosaik für 2,5 Millionen Dollar (rund 4,4 Millionen Mark) auf dem grauen Kunstmarkt verkaufen wollte.

Wie „Der Spiegel“in seiner neuen Ausgabe berichtet, haben nach Kunsthistorikern nun auch Naturwissenschaftler die Echtheit des Mosaiks bestätigt. Nach Angaben der Bremer Sprecherin wird das Steinbild derzeit noch von Fachleuten in einem Museum „außerhalb Bremens“geprüft.

Bei dem Trio handelt es sich um einen 61 Jahre alten Rentner, einen 60 Jahre alten Rechtsanwalt und eine 37 Jahre alte Frau aus Bremen. Der Notar hatte das Kunstwerk im Auftrag eines zunächst Unbekannten zum Verkauf angeboten. Der als „Mr. X“gesuchte Hintermann war der Rentner, der zwischenzeitlich in Haft saß, inzwischen aber wieder auf freiem Fuß ist.

Der Rentner hatte bei der Polizei angegeben, das Mosaik nach dem Tod seines Vaters auf dem Dachboden entdeckt zu haben. Durch den langjährigen Besitz in der Familie habe er das Mosaik „gutgläubig ersessen“. Die beschuldigte Frau war nach Auskunft der Justiz für eine Expertise zuständig, in der diese Vorgeschichte bescheinigt wurde.

Das Mosaik war am 13. Mai in der Kanzlei des Anwalts konfisziert worden. Es gehört zu dem seit Ende des Zweiten Weltkrieges verschollenen Bernsteinzimmer aus dem Petersburger Zarenschloß. dpa