Bewährung für NS-Täter

■ 75jähriger Ukrainer an Tötung von Kindern beteiligt. Früherer Hilfspolizist zeigte Reue

Köln (dpa) – Ein 75jähriger Rentner aus Leverkusen ist wegen Beihilfe zum Mord an mindestens 19 jüdischen Kindern in der Ukraine zu einer Jugendstrafe von 20 Monaten auf Bewährung verurteilt worden. Das Urteil des Kölner Landgerichts erging nach Jugendrecht, weil der Angeklagte zur Tatzeit im Sommer 1942 gerade 19 Jahre alt war. Der Staatsanwalt hatte eine Jugendstrafe von zwei Jahren auf Bewährung gefordert.

Der Rentner hatte die Kinder in Israelowka (Ukraine) als Mitglied einer Hilfspolizeieinheit bewacht, als sie im Dorf zusammengetrieben und ihren Müttern aus den Armen gerissen wurden. Anschließend begleitete er die Kinder, als sie mit einem Pferdefuhrwerk zum Erschießungsort gebracht wurden. Dort war bereits eine zwei Meter tiefe Grube ausgehoben, in der schon ermordete Juden lagen. Anschließend mußten die Kinder vor ihrem eigenen Tod mit ansehen, wie ihre Geschwister, Kameraden und Freunde einzeln in dem Massengrab erschossen wurden. Exhumierungsprotokolle belegen, daß auch Säuglinge unter den Ermordeten waren. Zugunsten des Verurteilten werteten die Richter dessen umfassendes Geständnis. Der Rentner hatte zunächst seine Anwesenheit in der Nähe des Erschießungsorts abgestritten, diese dann jedoch nach Gesprächen mit seinem Verteidiger und den Richtern eingeräumt. Die Richter berücksichtigten das hohe Alter des Angeklagten; auch habe er sich trotz massiver Herzprobleme entgegen ärztlichem Rat dem Prozeß gestellt.