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Komm-Abschied mit Mollis und Polizei

Im Nürnberger Jugendzentrum Komm kam es nach einem Brandanschlag zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. 28 Festnahmen, 169 Personalien festgestellt. Stadt kündigt Mietvertrag zweites Mal  ■ Aus Nürnberg Bernd Siegler

„Unser Rhythmus gegen das System“ lautete das Motto eines dreitägigen Konzerts „Rock gegen Rechts“ im Nürnberger Jugendzentrum „Komm“. Nach zwei Tagen kam der Rhythmus zum Erliegen. Polizeieinheiten sperrten wegen eines bislang ungeklärten Brandanschlags in unmittelbarer Nähe weiträumig das seit Jahren heftig umstrittene Jugendzentrum Komm ab. Daraufhin entbrannten Auseinandersetzungen mit der Polizei, mehrere Autos wurden beschädigt.

„Wegen des Anfangsverdachts des Landfriedensbruchs“ wurden die Personalien von 169 Konzertbesuchern festgestellt, neun Personen in Gewahrsam genommen und 28 Personen vorläufig festgenommen. Das Abschlußkonzert für gestern abend wurde daraufhin von der Stadt Nürnberg untersagt, dem Komm-Verein wurde fristlos gekündigt.

Am 31. Dezember wäre der Mietvertrag zwischen der Stadt Nürnberg und dem selbstverwalteten Komm-Verein ohnehin beendet gewesen. Nach langen Auseinandersetzungen um das im Zentrum Nürnbergs gelegene Jugendzentrum hatte damit die neue CSU-Stadtregierung ihre Absicht wahr gemacht, das seit 1973 selbstverwaltete „Kommunikationszentrum“ in ein Künstlerhaus umzuwandeln. Die autonome Szene, die in den letzten Jahren in den Selbstverwaltungsorganen des Komm das Sagen hatte, kündigte bis zuletzt Widerstand gegen diese Entwicklung an. „The time is right für another fight“, hieß es auf dem Titelblatt der Dezember-Ausgabe ihrer Zeitschrift barricada. Das Rock-gegen-Rechts-Konzert war als „definitiv letztes politisches Veranstaltungswochenende im noch selbstverwalteten Komm“ angekündigt worden.

Das vom autonomen „Infobüro“ veranstaltete Konzert am Freitag abend verlief ohne jegliche Zwischenfälle. Am Samstag waren dann 450 Besucher im Komm, als gegen 23.30 Uhr die Feuerwehr der Polizei-Einsatzzentrale einen Brand im Bauhof meldete, einem dem Komm gegenüberliegenden Bürogebäude der Stadt Nürnberg. Mit zwei Molotowcocktails war ein Konferenzraum in Brand gesetzt worden. Die Polizei bezifferte den Sachschaden auf 50.000 Mark.

Die Stadt schließt das Komm bis Jahresende

Daraufhin riegelten starke Polizeieinheiten, die wegen erwarteter „Sicherheitsstörungen“ Im Zusammenhang mit der regulären Kündigung bereits vor Ort waren, sämtliche Zugänge zum Jugendzentrum ab. Dann sollen Polizeibeamte mit Steinen und Flaschen beworfen sowie mit Feuerwerkskörpern beschossen worden sein. Mehrere Autos sollen stark beschädigt worden sein.

Die Komm-Besucher konnten das Haus nur nach Vorzeigen ihres Personalausweises verlassen. Gegen die 28 vorläufig festgenommenen Personen wird wegen des Verdachts der schweren Brandstiftung, der gefährlichen Körperverletzung und des Verdachts des Landfriedensbruchs ermittelt. Laut Polizeisprecher Zothner geht die Polizei davon aus, daß die Brandstiftung „in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Konzert“ zu sehen sei. Mit Hinweis auf laufende Ermittlungen wollte er dies jedoch nicht näher begründen.

Der städtische Komm-Leiter Wolfgang Kischka, der vor Ort war, hat keinerlei Flaschen- oder Steinwürfe auf Polizisten bemerkt. „Ich stand die ganze Zeit mit der Einsatzzentrale in Kontakt. Von Stein- oder Flaschenwürfen hat die Polizei nie geredet“, betont er. Er bescheinigt jedoch den Einsatzkräften, „mit Augenmaß und erstaunlicher Zurückhaltung“ agiert zu haben. „Es hat keinerlei Provokationen von seiten der Polizei gegeben“, erläuterte Kischka.

Für den Komm-Verein, der für dieses Wochenende die Verantwortung übernommen hatte, bedeuten diese Vorfälle die fristlose Kündigung. Das Konzert am gestrigen Sonntag wurde von der Stadt verboten, die Polizei kündigte an, dieses Verbot „mit starken Kräften durchzusetzen“. Die restlichen Veranstaltungen im Jugendzentrum in diesem Jahr sind gestern von der Stadt untersagt worden. Ab 1. Januar ist das Komm dann in ausschließlicher städtischer Regie. Es heißt dann „K 4 im Künstlerhaus“. Die vier K stehen für Kunst, Kultur, Kino und Kommunikation.

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