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■ QuerspalteZuwachs bei den Clintons

Um das Geschichtsbewußtsein des US-Präsidenten Bill Clinton scheint es nicht sehr gut bestellt zu sein. „Schon Präsident Truman sagte, wer einen Freund in Washington braucht, sollte sich einen Hund zulegen“, erläuterte er vergangene Woche den Zuwachs seiner Familie. Der Landesvorsteher hatte sich kurz zuvor einen Dackel ins große weiße Wohnbüro geholt. Mag sein, daß auch Truman der Auffassung war, putzige Pfötchengeber brächten ein bißchen Frieden und Harmonie in die hinterfotzige Welt der Politik. Der Urheber der These, daß der Wauwau der beste Freund des Präsidenten sei, war aber dessen Vorgänger, Franklin D. Roosevelt. Er ist der berühmteste Hundebesitzer unter den US-Regierungschefs. Bei Mahlzeiten saß er immer neben seinem Scotch-Terrier Fala.

Aber nicht allein deshalb reagierten Fachleute leicht besorgt auf Clintons Verlautbarung, der neue Hund solle das Andenken an seinen jüngst verstorbenen Onkel Buddy aufrecht erhalten und sei auf den Namen des kumpeligen Toten „getauft“ worden. Mutmaßlich allzumenschliche Verhältnisse zwischen Politikern und Hunden gelten als suspekt, seit die Schäferhündin Blondi zur neben Eva Braun wichtigsten Frau im Leben Hitlers avancierte. Der Diktator vergiftete die Vierbeinerin kurz vor seinem Selbstmord mit Blausäurekapseln – nicht etwa, weil er Pfote in Pfote mit der alten Kameradin ins nationalsozialistische Himmelreich einfahren wollte, sondern weil er wissen wollte, ob das Zeug wirklich wirkt. Immerhin: Dieses Schicksal dürfte Buddy erspart bleiben, denn Clinton gilt momentan nicht als suizidgefährdet.

Unklar ist noch, wie sich der Haushaltsvorstand das Zusammenleben von Buddy und Socks, dem populären Kater der Familie Clinton, vorstellt. Die Autoren des „Lexikons berühmter Tiere“ haben recherchiert, daß Socks bzw. dessen Ghostwriterin Hilary Clinton in einem Brief an seine Fans verbreitet habe, Hunde seien „dumm“. Hat Bill Buddy ins Haus geholt, um Hilary zu brüskieren? Bahnt sich hier ein Krieg schröderschen Ausmaßes an? René Martens

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