: Neue Pläne für die Bitter-Trasse
■ Mit Bäumen und zweispurigem Verkehr soll aus der Autotrasse eine städtische Allee werden / Anwohner sehen „mehr Schaden als Nutzen“/ Baudeputation soll Planung im Januar absegnen
Am 15. Januar soll die Baudeputation einen Beschluß fassen, der im Bremer Osten auf einige Jahre für politischen Wirbel sorgen dürfte: Die Planfeststellungen für den Bau der Georg-Bitter-Trasse sollen beginnen. Zweispurig und an den Kreuzungen mit Abbiegespuren soll der Autoverkehr, der sich derzeit zu den Rush-hour-Zeiten auf der Erdbeerbrücke staut, den Osterdeich geradeaus überqueren.
„Georg-Bitter-Allee“könnte der neue Name der neuen Straße lauten, denn auf beiden Seiten der Trasse sind Bäume eingezeichnet. Die neue Staatsrätin im Bauressort, Ulla Luther, hat für „mehr Grün“in den neuesten Plänen gesorgt und bemüht sich, den allzu autofreundlich klingenden Begriff „Trasse“zu vermeiden.
„Petersilie“, spottet die Bürgerinitiative „Hastedt und Umzu“, die seit über zehn Jahren den Widerstand gegen die Straßenpläne organisiert. Ihren Namen erhielt die Straße von Georg Bitter, der um die Jahrhundertwende hier einen großen botanischen Garten hatte anlegen lassen, der aber den Zweiten Weltkrieg nicht überstand.
Die Argumente der Baubehörde – Entlastung der Stader Straße und des Osterdeichs, Beschleunigung auch der Buslinien – leuchten der Anwohnernitiative nicht ein. „Wunschdenken und Ideologie“sehen sie hinter den Plänen, und der Verdacht steht im Raum, daß ein CDU-Bausenator, der zwei Straßenbahnlinien bauen läßt, sich politische Entlastung durch Straßenbau schaffen muß.
„In Wirklichkeit stellt der Stau ein wichtiges Regulativ dar“, schreibt die Bürgerinitiative: Wenn die PKW-Schlange nicht auf der Brücke gestaut werde, wo die Abgase abziehen können, würde sich der Stau nur dreihundert Meter weiter auf der Bismarckstraße und auf dem Osterdeich verstärken, also in den Wohnquartieren.
Schon in den Jahren 1987-1989 hat es diese Diskussion um die Belastungen durch die Trasse gegeben. Schon damals sind detaillierte Pläne gezeichnet worden, bis hin zu den Schallschutzwänden. Schließlich wurde die Bitter-Trasse aber verworfen.
Die Idee des Beirates, die Planspiele ein für alle Mal durch den Bau eines Kinderbauernhofes auf der verbleibenden Grünfläche des ehemaligen botanischen Georg-Bitter-Gartens zu blockieren, wurde aber im Gegenzug von der Verkehrsbehörde verhindert.
Eigentlich war und ist die SPD seit dieser Zeit gegen die Bitter-Trasse gewesen, den früheren Hemelinger Beiratssprecher und derzeitigen Fraktionsvorsitzenden in der Bürgerschaft, Christian Weber, eingeschlossen.
„Mehr Schaden als Nutzen“würde die zusätzliche Straße bringen, war immer der Konsens der Ortspolitiker. Die freien Flächen, auch des ehemaligen TÜV-Geländes, seien ideal für den Wohnungsbau geeignet, schreiben die Anwohner: „Wer hier das Wohnen verhindert, darf sich über die Abwanderung junger Familien ins Umland, Verkehrsprobleme und die mangelnde Akzeptanz der Innenstadt nicht beklagen.“
Staufrei in die City käme man aus dem Bremer Süden nur, wenn es dafür einen „schnellen Bus-Pendelverkehr“mit einem Schließfach-Service für die City-Kunden gebe.
In den Koalitionsverhandlungen rutschte das Projekt von der CDU-Liste dann aber doch unter die „vordringlichen“Spiegelstriche. Derzeit arbeitet der Bausenator schon an einer Finanzierung. Wann gebaut werden kann, hängt daher davon ab, ob die Anwohnerinitiative das Projekt noch bis in den Wahlkampf verzögern kann. K.W.
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