: Münchner Rücks Kasse bleibt voll
■ Der größte Rückversicherer der Welt feiert 1997 als katastrophenarmes Jahr, obwohl 13.000 Menschen bei Stürmen und Fluten umkamen. Nur 15 Prozent der Schäden werden beglichen
München (dpa/rtr) – Die Manager der Münchener Rück freuen sich: Trotz Rekordüberschwemmungen und heftigen Stürmen ist das auslaufende Jahr ein sehr katastrophenarmes Jahr gewesen. Zwar hätten Hochwasser in Polen und Tschechien große wirtschaftliche Schäden verursacht, teilte der weltgrößte Rückversicherer gestern in München mit. Insgesamt hätten sich die Schäden aber gegenüber dem Vorjahr auf 30 Milliarden Dollar halbiert. Die Zahl der Todesopfer bei Naturkatastrophen habe sich allerdings leider um 1.000 auf 13.000 Menschen erhöht, räumten sie ein.
Weil nur ein geringer Teil der volkswirtschaftlichen Schäden versichert ist, muß die internationale Versicherungswirtschaft auch in diesem Jahr nur für etwa 15 Prozent der Verwüstungen aufkommen. Die Versicherungen zahlen etwa 4,5 Milliarden Dollar; im Vorjahr hatten sie noch neun Milliarden Dollar zur Begleichung der Schäden ausgeben müssen.
Nach Angaben der Münchener Rück registrierten die Versicherer 1997 weltweit insgesamt 530 Schadensereignisse. In den vergangenen Jahren hatte dieser Wert zwischen 580 und 600 geschwankt. Katastrophenverursacher waren insbesondere Stürme und Überschwemmungen. Diese seien für 82 Prozent der volkswirtschaftlichen und 97 Prozent der versicherten Schäden verantwortlich. Weniger häufig und schwer hätten Erdbeben und Vulkanausbrüche und andere Ereignisse wie Waldbrände, Dürren und Hitzewellen sowie Lawinen gewütet.
Trotz rückläufiger Katastrophenzahlen 1997 erwartet der Rückversicherer langfristig einen dramatischen Anstieg der Schäden. „Die Münchener Rück sieht in einem sehr hohen Anteil der von atmosphärischen Extremereignissen verursachten Schäden eine erneute Bestätigung für die nicht mehr zu übersehenden Veränderungen in Umwelt und Klima in vielen Regionen der Erde“, erklärt der Leiter der Forschungsgruppe Geowissenschaften, Diplom-Meteorologe Gerhard Berz. Die Schäden durch Naturkatastrophen unterlägen starken Schwankungen von Jahr zu Jahr. Entscheidend sei der längerfristige Trend, heißt es bei der Münchener Rück.
So lag der Rekordwert bei der Zahl der Todesopfer durch Naturkatastrophen 1991 mit 162.000, vor allem durch einen Zyklon in Bangladesch. Die in diesem Jahr außergewöhnlich starken Auswirkungen aus dem Klimaphänomen „El Nino“ im Pazifik seien zwar für Überschwemmungen in Südamerika und Somalia verantwortlich gemacht worden. Gleichzeitig habe dies aber auch zu sehr niedrigen Hurrikanaktivitäten im Nordatlantik und in der Karibik geführt. Zu den größten Naturkatastrophen 1997 zählten mehrere Erdbeben in Iran mit über 2.300 Toten. Im Oktober/November führten Überschwemmungen in Somalia zu etwa 1.500 Opfern.
Die größten volkswirtschaftlichen Schäden verursachten die Überschwemmungen von Oder, Neiße und March im Juli, wobei große Landstriche in Polen, Tschechien und Ostdeutschland überschwemmt wurden. Die Gesamtschäden beliefen sich auf rund 5,3 Milliarden Dollar (rund neun Mrd. Mark), wovon auf Polen 2,9 Milliarden Dollar und Tschechien 1,8 Milliarden Dollar entfielen.
Die Versicherungswirtschaft kosteten diese Überschwemmungen aber nur rund 800 Millionen Dollar, weil viele Flutopfer nicht versichert waren. Das starke Erdbeben in Italien am 26. September mit einem Schwerpunkt in Assisi richtete Gesamtschäden von zwei Milliarden Dollar an und forderte elf Menschenleben.
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