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Trübe Aussichten auf dem Bau

■ Umfrage des Wirtschaftsinstituts IW: Export boomt, Aussichten auf dem Bau und im Einzelhandel sind schlecht. Arbeitgeberchef Hundt fordert weiterhin moderate Tarifpolitik

Köln (AP) – Jeder zweite Wirtschaftszweig in Deutschland rechnet 1998 mit einem Rückgang bei der Beschäftigung. Nur sechs Branchen wollen ihren Personalbestand aufstocken, wie die gestern veröffentlichte traditionelle Jahresumfrage des Instituts der Deutschen Wirtschaft unter 41 Wirtschaftsverbänden ergab. So befänden sich zwar die exportorientierten Industriesektoren im Aufschwung, während der Einzelhandel, die Bauwirtschaft und deren Zulieferer düster in die Zukunft blickten.

Der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, Bernhard Jagoda, erwartet einen Rückgang der Arbeitslosigkeit im Jahr 1998. Nach Jagodas Worten sind im Haushalt seiner Bundesanstalt für 1998 rund 4,38 Millionen Arbeitslose einkalkuliert – so viele wie 1997. „Ich glaube aber, daß wir kurz darunter liegen werde“, sagte er dem Kölner Stadtanzeiger. „Deswegen gehe ich davon aus, daß die Fünfmillionenschwelle nicht erreicht wird.“

Ein Ende der moderaten Tarifpolitik wäre nach den Worten von Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt katastrophal für die wirtschaftliche Entwicklung und damit für die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Mit seinen Drohungen gefährde DGB-Chef Dieter Schulte die sich abzeichnende Trendwende auf dem Arbeitsmarkt, erklärte der Präsident der Arbeitgebervereinigung BDA.

Schulte hatte am Wochenende erklärt, der Deutsche Gewerkschaftsbund wollte in der Tarifrunde 1998 keinen Lohnverzicht mehr hinnehmen, da die Leidensfähigkeit der Arbeitnehmer am Ende sei. Auch die IG Bergbau, Energie, Chemie bestand auf Lohnerhöhungen. Trotz eines Wirtschaftswachstums von 2,3 Prozent habe es im Jahre 1997 rund 460.000 Arbeitsplätze weniger gegeben als 1996, hat der DGB ausgerechnet. Siehe auch unser Silvesterquiz Seite 6

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