Das war das Jahr, das war

■ 1997 mit: Euch Uwe, Eisen-Dieter, einem kaiserlichen Geschichtsphilosophen, einem verkrampften Dackelfeind, dem Sohn des Eisenbiegers, einem vermißten Tornister und einem Advokatenscheißer

Zitat des Jahres

„Das kann doch nicht wahr sein. Hat's so etwas wirklich gegeben, Trainer?“ (Mario Basler bei der Besichtigung einer Holocaust-Gedenkstätte in Jerusalem)

Weitere Zitate des Jahres

„Das waren ja keine Dackelländerspiele.“ (Matthias Sammer über seine 23 DDR-Auswahl-Einsätze)

„Der muß sich mal einen hinter die Binde kippen, damit er locker wird.“ (Möller über Sammer)

„Der Kopf ist noch ein bißchen leer bei mir.“ (Möller über Möller)

„Er hat kaum geschlafen und öfter geweint.“ (Christine Rocchigiani über ihren Gatten Graciano)

„Es ist nichts scheißer als Platz zwei.“ (Leverkusens Eric Meijer)

„Das alles stört mich einen feuchten Hering.“ (Uwe Seeler zu den Finanzskandalen beim HSV)

„Euch Uwe klaut“ (Transparent von St.-Pauli-Anhängern)

„Ich muß da durch.“ (Werbetonnenfreund Jürgen Klinsmann)

„Sie stehen in einer würdigen Reihe mit Adenauer, de Gaulle, Gorbatschow und dem Papst.“ (Bonns Oberbürgermeisterin Bärbel Diekmann zu Jan Ullrich)

„Ich bin froh, daß ich ein Einzelkind bin.“ (Heinz-Harald Frentzen nach der Inter-Schumi-Kollision auf dem Nürburgring)

„Das war das bedeutendste sportliche Comeback seit George Foreman.“ (Karlheinz Rummenigge über seine lebensgefährliche Einwechslung beim Testspiel der Bayern in Lippstadt)

„Ich sage nur soviel: Im Ausland sind schon Schiedsrichter umgebracht worden.“ (Referee Krug nach Äußerungen von Uli Hoeneß zu seiner Leistung beim Münchner Derby)

„Von diesen Hinterbänklern sollte man ein paar an die Wand knallen.“ (Uli Hoeneß, nicht über Schiedsrichter, sondern über Stadträte)

„Würden Werturteile, die man über Trainer fällt, nur ergebnisbezogen sein, wäre Julio Iglesias der beste Sänger der Welt.“ (Trainer Cesar Luis Menotti)

Samariter des Jahres

„Kranken soll man helfen.“ (Thomas Helmer über Tagebuchschreiber Matthäus)

Diagnose des Jahres

„Daß ich Dinge mit einer Überlegung weniger als andere sage, weiß jeder.“ (Lothar Matthäus)

Ökonom des Jahres

„Der Euro ist ein Steilpaß ins nächste Jahrhundert.“ (Berti Vogts)

Schnapsdrossel des Jahres

„Michael Jordan ist die Shirley Temple der NBA. Ich bin so was wie der Jägermeister. Davon hatte ich gestern ein paar.“ (Dennis Rodman in Berlin)

Justizirrtum des Jahres

Die Verurteilung des Boxers Graciano Rocchigiani zu acht Monaten mit Bewährung, weil er einen Polizisten „Advokatenscheißer“ tituliert hatte.

Drohung des Jahres

„Ich will weitergeben, was ich gelernt habe.“ (Dieter Schlindwein, als er St. Paulis Co-Trainer wurde)

Überlebende des Jahres

„Ich habe diese Verfolgungsjagden in Paris, die Diana das Leben gekostet haben, einige Male selbst erlebt.“ (Steffi Graf)

Taktiker des Jahres

„Fußball ist ding, dang, dong.“ (Giovanni Trapattoni)

Insider des Jahres

„Walter, wie sie ihn alle nennen.“ (Rudolf Scharping über Telekom- Chef Walter Godefroot)

Neofeminismus des Jahres

„Es wurde gehauen, getreten und gekratzt, wie Frauen eben so sind.“ (Langstreckenschwimmerin Peggy Büchse nach ihrem EM-Sieg)

Rätsel des Jahres

„Komisch, daß wir Spiele immer mit einem Mann weniger beenden.“ (Gerald Klews von Energie Cottbus)

Platitüdenschleuder des Jahres

Eurosport-Kommentator Dirk Thiele, der während Haile Gebreselasies 10.000-Meter-Endspurt bei der WM binnen fünf Sekunden die Sätze „Da weiß jeder, wo Bartl den Most holt“, „Der Kleinste ist der Größte“ und „Er nimmt sie auseinander wie eine Weihnachtsgans“ ausstieß.

Festivität des Jahres (I)

Der Blau-Weiß-Ball des Karlsruher SC, der wegen mangelnder Kartennachfrage ausfiel

Festivität des Jahres (II)

Die Weihnachtsfeier von 1860 München. Manfred Schwabl kam wieder nicht.

Sportwissenschaftler des Jahres

„Wer schnell ist, wird Sprinter. Wer stark ist, wird Diskuswerfer. Wer weder schnell noch stark ist, wird Langläufer.“ (Emil Zatopek)

Ausrede des Jahres

„Ich habe nicht vor, ins Fußballgeschäft zurückzukehren“, beschied Kevin Keegan den HSV. Kurze Zeit später heuerte er beim FC Fulham an.

Ökologe des Jahres

„Mit Sicherheit hat Umweltverschmutzung dazu beigetragen, daß Spieler verletzungsanfälliger geworden sind.“ (Jürgen Kohler)

Irrtum des Jahres

„Ich bin sicher, es werden zwei phantastische Spiele.“ (Inter-Präsident Moratti vor dem Uefa-Cup- Finale gegen Schalke 04)

Regelauslegung des Jahres

„Das war ein Angriff auf den ballführenden Spieler“, rechtfertigte sich Olaf Bodden (1860 München) nach seiner Tätlichkeit im Uefa- Cup-Spiel bei Rapid Wien, für die er vom Platz flog.

Verschmähter des Jahres

Michael Stich, abgeblitzt beim Deutschen Tennis Bund, der ATP und, man staune, sogar dem Hamburger SV. „Ich habe zu Dr. Stauder gesagt“, jammert der Ex-Spieler Stich, „kein Problem, daß er Boris-Fan ist, daß er ihn lieber hat, daß er mich nicht so sehr mag.“ Doch Problem, und zwar großes. Aber: „Was soll ich jammern oder weinen.“ Eben. Schließlich hat ihn immerhin Eurosport genommen.

Erkenntnis des Jahres

„Ich brauche Spielpraxis, und die bekomme ich nur, wenn ich spiele.“ (Thomas Häßler)

Wiedervereinigung des Jahres

„Ich kenne Sie doch irgendwoher“, sagte Mehmet Scholl zu einem Autogrammjäger beim Spiel der Bayern in Istanbul. Scholl hatte recht. Bei dem Fan handelte es sich um seinen Vater Ergin Yüksel.

Prognose des Jahres

„Man wird noch in Jahren über dieses Spiel gegen Albanien reden.“ (Jürgen Klinsmann) Welches Spiel doch gleich?

Trend des Jahres

„Der Trend geht dahin, daß die Leute mehr Haut und weniger Kleidung sehen wollen.“ (Annika Walter, Playboy-taugliche Turmspringerin)

Präsident des Jahres

Franz Beckenbauer, der seine klassischen Vorläufer kennt: „Der frühere amerikanische Präsident Abraham Lincoln hat gesagt: ,Ihr werdet die Schwachen nicht stärken, indem ihr die Starken schwächt.‘ Diesen Satz sollten sich wirklich alle einmal zu Gemüte führen.“ Besonders die Schwachen, vergaß er hinzuzufügen.

Goethe-Preis des Jahres

„Herr Marschall hatte heute den Marschallstab in der Tasche.“ (Otto Rehhagel) Preisfrage: Wo war Marschalls Tornister?

„kicker“-Literaturpreis des Jahres

1. Platz: „Trainer Schier untröstlich.“ (Der Tagesspiegel)

2. Platz: „Die Boxer werden Ihnen garantiert den Beweis erbringen, eine positive Berichterstattung vorzunehmen“. (Presseinformation des Deutschen Amateur-Box-Verbandes)

3. Platz: „In keiner anderen Medienfigur kristallisiert sich die Unsicherheit des postmodernen Ich wie in Berti Vogts.“ (Die Zeit)

4. Platz: „Beim Schwof um die Slalomtore versuchen Sykora und Stangassinger dem Party-Löwen auf die Füße zu treten.“ (Die Frankfurter Rundschau über Alberto Tomba)

5. Platz: „Wird's für Christoph langen?“ (Der Kicker zum Bobfahrer Christoph Langen)