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Hunde im Vogelgrippe-Verdacht

Hongkongs Regierung räumt Fehler bei der Massentötung der Hühner ein. Nicht alles Federvieh wurde geschlachtet, Kadaver konnten nicht schnell genug beseitigt werden  ■ Von Sven Hansen

Ein dreijähriger Junge ist nach Angaben der Hongkonger Gesundheitsbehörde als 15. Patient an der lebensgefährlichen Vogelgrippe erkrankt. Bisher sind vier Personen an dem H5N1-Virus Typ A gestorben. Bei weiteren sechs Personen besteht bislang noch der Verdacht auf eine Erkrankung. Aus Angst vor Ausbreitung der Vogelgrippe hatte die Regierung letzte Woche die Tötung sämtlicher 1,3 Millionen Hühner und anderer Geflügelsorten in der früheren britischen Kolonie angeordnet. Gestern wurden die Tests auf Vogelgrippe auf Hunde, Katzen und Ratten ausgedehnt. Ergebnisse erwarten die Behörden zu Beginn der kommenden Woche.

Die Test wurden angeordnet, weil Hunde, Katzen und Ratten herumliegende Geflügelkadaver angefressen hatten. Den städtischen Arbeitern ist es nicht gelungen, die Plastiksäcke mit den Kadavern im Umfang von 6.500 Kubikmetern schnell genug zu beseitigen. Die Tierleichen werden in wasserdichten Erdlöchern von Landgewinnungsprojekten deponiert. Dort dauert es Jahre, bis sie kompostiert sind. „Wir hatten absolut keine andere Alternative, die Hühner in so kurzer Zeit zu entsorgen“, sagte John Rockey von der Umweltbehörde. „Eine Verbrennung hätte vier bis fünf Monate gedauert.“

Obwohl die Massentötung mehr als drei Tage statt der ursprünglich geplanten 24 Stunden dauerte, haben offenbar auch etliche Hühner überlebt. Nicht alles Federvieh, das in Plastiksäcken mit Kohlendioxid vergast wurde, war auch tatsächlich tot. Mehrere Hühnerhalter berichteten zudem, daß bei ihnen bisher noch gar keine Mitarbeiter der Stadtverwaltung erschienen sind. Die Behörden haben inzwischen feststellen müssen, daß viele Geflügelbetriebe nicht registriert waren.

Hongkongs Regierungskabinett traf gestern erstmals wegen der Vogelgrippe zu einer Sondersitzung zusammen. In den letzten Tagen war die Regierung zunehmend wegen der Handhabung der Krankheit kritisiert worden. Ihr wurde vorgeworfen, zu spät reagiert und die Öffentlichkeit in die Irre geführt zu haben. Regierungschef Tung Che-hwa räumte gestern Versäumnisse ein und versprach noch für den gestrigen Tag neue Maßnahmen. Es war das erste Mal, daß Tung sich überhaupt öffentlich zur Krankheit äußerte. Vor zwei Wochen soll er sich im kleinen Kreis nur über die negative Berichterstattung der Medien beschwert haben.

Erst vorgestern hatte die Regierung einen Notplan beschlossen, der die Schließung öffentlicher Plätze, die Mobilisierung von Mitarbeitern der Gesundheitsbehörde und Entwicklung und Herstellung eines Impfstoffes vorsieht.

China schwieg bisher zu Meldungen, wonach es in der an Hongkong angrenzenden Provinz Guangdong wegen der Vogelgrippe einen Todesfall gab. Bisher hatten die chinesischen Behörden behauptet, es gebe dort keine an der Vogelgrippe erkrankten Menschen.

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