■ Kommentar: Nicht im Winterloch
Im Lauf dieser Woche wird Berlin zur Hauptstadt der hochschulpolitischen Auseinandersetzung avancieren. Eine Vielzahl von Aktionen sowie ein bundesweiter Kongreß samt Großdemo werden in den kommenden Tagen die Fortführung des Wintersemesters prägen. Die Prognosen derjenigen dürfte widerlegt werden, die die Proteste schon im Winterloch auf Nimmerwiedersehen verschwinden sahen.
Es ist bitter notwendig, das Zentrum der Hochschuldiskussion in Berlin zu haben. Denn neben der bundesweiten Hochschulmalaise prallen hier in unvergleichbar harter Weise politischer Anspruch und gelebte Hochschulrealität aufeinander. Keine andere Landesregierung singt so penetrant laut wie der Senat das hohe Lied des Innovationsstandortes – und fährt dabei eine Politik, die bestenfalls als allgemeine Hochschulamputation zu bezeichnen ist. Keine andere Landesregierung klagt so penetrant Hochschulreformen ein – ohne den Hochschulen Instrumentarien im Sinne einer wirklich ernstgemeinten Entscheidungskompetenz in die Hand zu geben. Berlin kann sich weniger noch als jedes andere Bundesland eine solch verfehlte Politik leisten. Denn Wissenschaftspolitik ist hier gleich Berlinpolitik. Eine der ganz wenigen Säulen einer tragfähigen Entwicklung Berlins sind seine wissenschaftlichen Einrichtungen. Nicht weniger als diese Neuverortung steht im kommenden Jahr an. Der Beitrag, den die Studierenden in der ersten Aktionswoche des neuen Jahres dazu leisten, wird für die Diskussion weitreichend und entscheidend sein. Anselm Lange
Lange ist hochschulpolitischer Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen im Abgeordnetenhaus
Bericht Seite 22
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