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Boom der Schwarzwirtschaft

■ Nach einer britischen Studie werden immer mehr Geschäfte am Finanzamt vorbei getätigt, ganz besonders in Osteuropa

Berlin (taz) – Wenigstens an einer Stelle boomt die Wirtschaft: im Verborgenen. Geschäfte im Umfang von fast fünfeinhalb Billionen Mark dürften in diesem Jahr am Finanzamt vorbei schwarz abgewickelt werden, schätzt das britische Wirtschaftsmagazin Economist in seinem Jahresausblick 1998. Das ist etwa so viel wie das Sozialprodukt von Deutschland und Spanien zusammengenommen. Damit wachsen die Geschäfte mit Schwarzgeld dreimal so schnell wie die offizielle Wirtschaft.

Die Schweizer und eingeschränkt auch die Deutschen sind der Berechnung zufolge eher folgsame Steuerzahler – die Steuerhinterziehung soll 15 Prozent des Sozialprodukts in der Bundesrepublik betragen und nur sechs Prozent in der Schweiz. In der EU hätten vor allem Spanien und Italien mit 23 respektive 24 Prozent ein ernsteres Problem. In Polen allerdings werden Geschäfte in Höhe von 45 Prozent des Sozialprodukts schwarz abgewickelt. In Rußland gehen Schätzungen davon aus, daß sogar mehr Schwarzgeld umgesetzt als legal versteuert wird.

Der Trend zur Globalisierung und die Benutzung internationaler Datennetze zur Geschäftsabwicklung vermehren die Chancen zur Steuerhinterziehung. Strengere Gesetze und mehr Kontrollen helfen da laut Economist gar nicht. Gerade das Beispiel Rußland zeige, daß zu viele Kontrollen nur die Bürokratie stärken und mehr Anreize geben, sich der Steuer zu entziehen. Einzige Lösung sei es, Steuern abzubauen.

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