: Ein X wird zum Exportartikel
■ Der französische Atomkraftgegner Michel Frémont setzt auf die internationale Vernetzung des Anti-Atom-Widerstands
taz: Am Wochenende fand in Dannenberg die erste internationale Anti-Atom-Konferenz statt. Sind Sie mit den Ergebnissen zufrieden?
Michel Frémont: Auf jeden Fall. Wenn Sellafield, La Hague und das Wendland gemeinsam kämpfen, dann wird es für die Atomindustrie bald eng mit der Entsorgung. Außerdem wird der Bevölkerung dadurch klar, daß die Gefahr durch Atommülltransporte permanent und überall ist. Wir planen zum Beispiel eine gemeinsame Homepage, um uns gegenseitig mit aktuellen Informationen zu versorgen.
Läßt sich der Widerstand im Wendland denn mit dem in La Hague vergleichen?
Die Region um La Hague ist dünn besiedelt, ein bißchen wie das Ende der Welt. Das ist auch in Gorleben so. Viele Leute sind bei uns gegen Atomkraft, besonders seit Tschernobyl. Andererseits haben wir eine Arbeitslosenquote von 20 Prozent. Sowohl die Wiederaufarbeitungsanlage als auch die Kraftwerke sind nicht unbedeutende Arbeitgeber. Deshalb sind viele hin- und hergerissen und trauen sich nicht, offen ihre Meinung zu sagen.
Auf welche Art kämpft Ihre Organisation C.R.I.L.A.N.?
Viel Energie investieren wir in Prozesse gegen die Atomindustrie. Die sind sehr kostspielig und müssen im voraus bezahlt werden. Natürlich organisieren wir auch Demonstrationen. Von Seiten der Polizei wird uns mit unglaublicher Härte begegnet. Ich denke, es ist sogar noch schlimmer als in Deutschland. Oft gibt es viele Verletzte.
Gibt es Aktionen, die Sie aus dem Wendland in die Normandie exportieren würden?
Die Breite des Widerstands im Wendland ist sehr beeindruckend. Jetzt verstehe ich auch, warum die französische Atomindustrie so eine Panik hatte, als uns eine deutsche Delegation besuchte. Ich nehme viele Ideen von hier mit, zum Beispiel das Symbol X für den Widerstand – ein Zeichen, das einfach überall auftauchen kann.
Fragen: Heike Dierbach
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