: Studenten an Weihnachtsgans gestärkt
■ Humboldt-Vollversammlung beschließt Streikfortsetzung bis Freitag
Die StudentInnen der Humboldt-Universität teilten sich gestern in zwei Lager. Durch einen fünf Meter breiten Korridor getrennt, standen sie sich auf dem Rasen des Innenhofs gegenüber: Auf der Seite der Mensa die BefürworterInnen des Uni-Streiks, auf der Seite des Audimax seine GegnerInnen. Zum Krieg kam es freilich nicht. Das ungewöhnliche Verfahren war nötig geworden, weil die Abstimmung per Handzeichen keine eindeutige Mehrheit ergab. Auch nach der Spaltung in zwei Lager blieb aber unklar, welches von beiden das größere war. Erst der Hammelsprung durch die beiden Eingangstüren zum Foyer brachte das Ergebnis an den Tag: 1.470 StudentInnen sprachen sich für eine Fortsetzung des Streiks aus, 1.390 stimmten dagegen.
Damit haben sich die Befürchtungen, dem Uni-Streik könnte über die Weihnachtsferien die Puste ausgehen, vorerst als unbegründet erwiesen – auch wenn der PDS- Abgeordnete Benjamin Hoff klagte, manchem Studierenden stehe „die Weihnachtsente noch ins Gesicht geschrieben“. Weil der Andrang für das Audimax zu groß und eine Übertragung in den Kinosaal wegen defekter Technik unmöglich war, mußte die Vollversammlung sogar unter freiem Himmel tagen.
Nicht nur wegen der Kälte kannte der Diskussionseifer der StudentInnen jedoch enge Grenzen – zum Mißfallen der AktivistInnen: Obwohl ein Antrag über die Streikfortsetzung schon beim ersten Mal eine überwältigende Mehrheit fand, ließ ihn die Sitzungsleitung ohne vorherige Aussprache noch zwei weitere Male abstimmen. Auch über die Modalitäten des „Runden Tischs“ zur Berliner Hochschulpolitik, zu dem sich Wissenschaftssenator Peter Radunski (CDU) inzwischen bereiterklärt hat, mochten die TeilnehmerInnen noch nicht reden. Diese Punkte stehen morgen auf der Tagesordnung einer weiteren Vollversammlung.
Der Streikbeschluß gilt jedoch nur für diese Woche. Wie es danach weitergeht, entscheiden die Humboldt-StudentInnen ab Mittwoch in einer Urabstimmung. Noch vor Weihnachten hatten 1300 StudentInnen mit ihrer Unterschrift den Urnengang erzwungen, weil sie das Abstimmungsverfahren in den Vollversammlungen als „undemokratisch“ kritisierten. Bis Freitag können sich die StudentInnen gegen Vorlage ihres Uni-Ausweises entscheiden, ob sie ab Montag wieder Vorlesungen und Seminare besuchen oder aber nächste Woche weiter streiken wollen. Das Ergebnis ist bindend, wenn sich zehn Prozent der StudentInnen am Urnengang beteiligen. Ralph Bollmann
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