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Kein Gitter und Stacheldraht

■ Uneinigkeit zwischen Jugendsenatorin Ingrid Stahmer (SPD) und Kriminalpolizei über Konzepte zur Unterbringung von kriminellen Problemkindern in nicht-geschlossenen Heimen

Wenn es um kriminelle Problemkinder geht, reden Senatsjugendverwaltung und Kriminalpolizei offenbar vollkommen aneinander vorbei. Wie berichtet, will Jugendsenatorin Ingrid Stahmer (SPD) in Berlin und Brandenburg zwei neue Einrichtungen schaffen, in denen 20 delinquente Kinder intensiv betreut und beschäftigt werden sollen, um erzieherisch auf sie einzuwirken. Das Konzept soll demnächst öffentlich vorgestellt werden. Es werde sich aber um „nicht-geschlossene Heime“ handeln, grenzte sich Stahmers Behörde im Vorfeld gegen entsprechende Forderungen von Justizsenator Ehrhart Körting (SPD) und der Polizei ab.

Nach Informationen der taz favorisiert die Senatsjugendverwaltung zwei freie Träger für die Einrichtung der Heime, die gute Konzepte für die Arbeit mit den straffällig gewordenen Kindern vorgelegt hätten. Unklar ist allerdings, was für Kinder in den nicht-geschlossenen Heimen betreut werden sollen. Stahmers Leiter des Landesjugendamtes, Wolfgang Penkert, betonte, daß dort keine straffällig gewordenen Flüchtlingskinder untergebracht werden sollen. Die Kripo-Fachstelle für Jugendsachen ist dagegen der Auffassung, daß gerade für delinquente Flüchtlingskinder Unterbringungsmöglichkeiten in der Stadt fehlen.

Von den vielen Flüchtlingskindern, die in Berlin leben, bereitet der Kripo zwar nur eine ganz kleine Gruppe Sorgen, dies aber nachhaltig. Nach Angaben der Leiterin der Kripo-Fachstelle, Christine Burck, gibt es rund 15 bis 20 Kinder aus Exjugoslawien, Rumänien, Albanien oder dem Libanon, die immer wieder bei Diebstählen und Raubtaten erwischt würden. Unter 14jährige sind strafunmündig und können deshalb nicht belangt werden. Bei den Flüchtlingskindern kommt laut Burck hinzu, daß sie oftmals ohne festen Wohnsitz sind. Die Polizei gebe sie deshalb beim Kindernotdienst ab, der sie an die 1. Aufnahmestelle für alleinreisende Kinder weiterleite. Von dort aus würden sie nach einem entsprechenden Schlüssel auf die Bezirke verteilt.

Von ihren Polizeikollegen hat Burck schon oft gehört, daß manche Kinder schließlich in Obdachlosenpensionen landeten. „Da dauert es nicht lange, und sie werden das nächste Mal erwischt. Das ist der klassische Drehtüreffekt.“ Ein Fachmann aus der Jugendarbeit, der ungenannt bleiben möchte, bestätigt: „Flüchtlingskinder kommen in Läusepensionen, weil die Ämter sie nicht an die Heime los werden.“

Für die einzelnen minderjährigen Intensivtäter aus deutschen und anderen Familien ist es längst nicht so schwierig, eine geeignete Form der Unterbringung zu finden, weiß die Kripobeamtin. Sie ist deshalb gespannt, was Jugendsenatorin Stahmer in der nächsten Woche zu diesem Problem vortragen wird. „Wir halten an unserer Forderung fest, daß das Heim zumindest eine Weile verschlossen bleiben muß, um auf die Kinder pädagogisch einzuwirken, weil sie sonst sofort wieder entweichen.“

Geschlossene Heime waren in Berlin 1990 abgeschafft worden, weil sich die Erkenntnis durchgesetzt hatte, daß Kinder in solchen Einrichtungen erst recht auf die schiefe Bahn kommen. Dieser Meinung sind viele Fachleute in der Jugendarbeit auch heute. Nicht Gitter und Stacheldraht seien die Alternative, sondern viele gute Pädagogen, die die Kindern „durch Umarmen festhalten“, sagt einer. Plutonia Plarre

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