: Tankstelle, Feuerzeug
■ Ein junger Asylbewerber mit türkischem Paß hat sich selbst verbrannt. War er Kurde?
Wesel (taz) –Ein zweimal abgelehnter türkischer Asylbewerber hat sich am Montag nachmittag an einer Tankstelle in Wesel mit Benzin übergossen und angezündet. Kurz zuvor soll er nach den Ermittlungen der Polizei die Parole „Nieder mit der Türkei – für ein freies Kurdistan!“ gerufen haben.
Der Verstorbene hatte nach seiner Einreise in Deutschland 1993 zum ersten Mal einen Asylantrag gestellt. Nach Auskunft der Pressestelle der Stadt Wesel gab der 24jährige dabei eine politische Verfolgung in seinem Heimatland jenseits der Kurdenfrage an. Ob der Verstorbene überhaupt kurdischer Abstammung war, blieb gestern ungeklärt.
Nach der Ablehnung seines ersten Asylantrages war der isoliert in Wesel lebende Mann wieder in die Türkei ausgereist. Dort versah er nach Informationen der mit den Ermittlungen betrauten Duisburger Polizei zwei Jahre seinen Militärdienst. Anschließend war er für etwa 6 Monate in türkischer Untersuchungshaft, weil er im Verdacht gestanden haben soll, an der Ermordung von Polizeibeamten in der Türkei beteiligt gewesen zu sein. Im Februar 1997 kehrte er nach Wesel zurück und stellte einen sogenannten Asylfolgeantrag. Auch der wurde am 12. November 1997 abgelehnt. Dagegen reichte der junge Mann Klage beim Verwaltungsgericht in Düsseldorf ein. Dieses Verfahren lief noch. Eine unmittelbare Abschiebung stand nach Auskunft des Pressesprechers der Stadt Wesel nicht bevor. Bei seinen Behördenkontakten sei der Mann „nie auffällig“ geworden. Es habe auch gegenüber den städtischen Mitarbeitern keinerlei Beschwerden von ihm gegeben.
Nach Angaben der Ermittler hatte der junge Mann sich zunächst selbst mit Benzin übergossen und den Treibstoff dann auch im Verkaufsraum der Tankstelle verteilt. Auch den Kassierer soll er mit Bezin zu übergießen versucht haben. Das gelang ihm offenbar nicht. Danach zündete er sich mit einem Feuerzeug an. Durch das schnelle Eingreifen des Tankstellenpächters, der den brennenden Mann mit einem Feuerlöscher beisprang, konnten die Flammen zwar relativ schnell erstickt und der Brand auf den Verkaufsraum beschränkt werden. Für den 24jährigen selbst kam die Hilfe jedoch zu spät, er starb später im Krankenhaus. J.S.
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