Wundersam mutierte Sensationen

■ Nach 13 Jahren Film und Theater besinnt sich André Eisermann auf seine Wurzeln: Die Show zelebriert im Tivoli Nostalgie und Härte des Schaustellerlebens

Monstren, Mutationen und Sensationen – jahrhundertelang waren sie auf dem Rummelplatz zuhause, die kraftmeierischen Wörter und die so Bezeichneten, als Kuriosität zur Schau gestellten Menschen. Schlechte alte Zeit, zum Glück vorbei? Es gibt auch andere Interpretationen, zum Beispiel die von André Eisermann. Der nennt sein neues Programm konsequent großspurig Die Show. Beim Neujahrsempfang im Schmidts Tivoli brachte er als kleinen Vorgeschmack schon mal den Tiermenschen aus Pirna bei Dresden mit, vorerst mit einem Tuch verhüllt. Nägel und lebende Tiere soll dieser ab Donnerstag verschlingen.

Keine Parodie, sondern eine musikalische Hommage an den Jahrmarkt, seine Geschichte und Menschen will André Eisermann dem hochverehrten Publikum präsentieren. Die Kompetenz bringt er mit, denn schließlich kommt er selbst aus einer Schaustellerfamilie. Die Großmutter ein Elastikwunder, der Urgroßvater der stärkste Mann der Welt – das fahrende Volk ist für den Schauspieler selbstredend „sein Volk“, dem er sich verbunden fühlt, zumal auf dem Rummel Familienbewußtsein und Tradition ohnehin stärker seien als anderswo.

Die Rolle des Anpreisers von Merkwürdigkeiten ist allerdings neu in Eisermanns Repertoire. 13 Jahre Theater und zwei überaus erfolgreiche Filme hat der 30-jährige bereits hinter sich. Als Kaspar Hauser ist er schlagartig bekannt geworden, für die Hauptrolle in Schlafes Bruder bekam er eine „Golden Globe“-Nominierung. Jetzt aber geht es zurück zu den Wurzeln. „In dieser Show bin ich das erste Mal nicht nur Interpret, sondern ich selbst“. Himmel: Rekommandeur, Regisseur, Produzent und Sänger – eine Menge Aufgaben, aber schließlich muß so ein junger Mann zum Mitreisen vielseitig sein.

Ganz allein schafft er es dann aber doch nicht. Komponist Jakob Vintje und Texter Sascha Merlin schrieben für Eisermann und eine vierköpfige Band die Songs: „Chansons, im Sinne von Liedern, die Geschichten erzählen“. Berichte über Gaukler und Bänkelsänger werden zu hören sein, über „das Buschweib aus Uganda“und „Harry Wilton, den Mäusefresser“. Unerhörte Begebenheiten, alles echt und wirklich passiert. Dafür stehen die Gewährsleute vom Jahrmarkt gerade, die das Material geliefert haben. Glaubt man Jakob Vintje und André Eisermann, wird Die Show ein Abend, der sich der Nostalgie verschreibt, aber auch die Härten des Geschäfts zeigt. Hereinspaziert, hereinspaziert ...

Barbora Paluskova

Premiere: Donnerstag, 8. Januar, 20 Uhr, Schmidts Tivoli