Grünes Damensolo oder grünes Duett?

■ Wolfgang Wieland und Sibyll-Anka Klotz geben Ende Januar nach fünf Jahren den Fraktionsvorsitz ab. Michaele Schreyer und Renate Künast sind als Nachfolgerinnen im Gespräch

Nach fünf Jahren an der Spitze der bündnisgrünen Fraktion im Abgeordnetenhaus wird Wolfgang Wieland Ende Januar sein Amt als Fraktionschef aufgeben. Wieland, der gestern noch in Urlaub war, wolle nach so langer Zeit den Weg für einen Wechsel an der Fraktionsspitze frei machen, sagte der Fraktionsprecher Matthias Tang. Auch Sibyll Klotz, die in den vergangenen beiden Jahren mit Wieland gemeinsam den Fraktionssitz innehatte, will nicht erneut kandidieren – trotz vielen Zuredens aus der Fraktion. Klotz will jedoch erneut für den fünfköpfigen Fraktionsvorstand kandidieren.

Nach dem Ost-West-Tandem Klotz/Wieland sind als Nachfolgerinnen die finanzpolitische Sprecherin Michaele Schreyer und die rechtspolitiche Sprecherin Renate Künast im Gespräch. Offen ist noch, ob es bei der für den 27. Januar geplanten Neuwahl beim Modell der Doppelspitze bleibt oder ob es zu einer Sololösung kommt. „Ich überlege noch, ob ich für den Vorstand kandidiere“, sagte gestern Michaele Schreyer. Bei der Abwägung, ob sie für einen Sprecherposten kandidieren werde, spiele auch die Arbeitsbelastung eine Rolle. „Ich würde es nur im Doppelpack machen“, so Michaele Schreyer. Auf die Frage, ob sich die profilierte Reala ein „Doppelpack“ mit der gemäßigten Linken Renate Künast vorstellen könnte, sagte sie: „Ich fände das reizvoll.“ Künast, die von 1990 bis 1993 Fraktionsvorsitzende war und dem Vorstand seit zwei Jahren als Beisitzerin angehört, möchte für den Sprecherposten kandidieren. Ob die beiden Solotänzerinnen Schreyer und Künast im Duett harmonieren würden, darüber gehen die Ansichten in der Fraktion allerdings auseinander. Mancher sähe lieber eine von beiden an der Fraktionsspitze. Allerdings gibt es in der Fraktion auch Stimmen, die lieber beide gemeinsam als Sprecherinnen hätten als eine der beiden Flügelexponentinnen in der Solorolle. Zwar hat die Strömungszugehörigkeit im politischen Alltag der Grünen längst nicht mehr einen so hohen Stellenwert, doch in der Frage, wer die Fraktion nach außen vertritt, spielt es doch eine Rolle. Nicht zuletzt deshalb wären Künast/Klotz in der Fraktion nicht mehrheitsfähig, weil dann die Minderheit der Linken in der Fraktion gleich zwei Vertreterinnen stellen würde. Dorothee Winden