: Stinken wird teurer
GAL möchte schadstoffabhängige Landegebühr am Flughafen einführen, um Umweltschäden des Flugverkehrs zu mindern ■ Von Achim Fischer
Wer stinkt, soll mehr bezahlen. Zumindest auf dem Hamburger Flughafen. Die GAL möchte eine schadstoffabhängige Landegebühr einführen. Flieger mit besonders hohem Schadstoffausstoß müßten dann mehr bezahlen als im Moment, Flugzeuge mit besseren Werten dagegen würden Geld sparen. Ein vergleichbares Modell gibt es weltweit nur einmal: in Zürich.
Die Hamburger Grünen wollen die Züricher Vorgaben übernehmen. Die Schweizer haben im September vergangenen Jahres einen Stinker-Zuschlag eingeführt. Flugzeuge mit relativ guten Werten zahlen keinen Aufpreis, Maschinen mit extrem hohem Schadstoffausstoß entrichten bis zu 40 Prozent Zuschlag auf die Grundgebühr. Im Gegenzug wurde das gewichtsabhängige Landeentgelt generell um fünf Prozent gesenkt.
Etwa die Hälfte aller Maschinen, zum Beispiel die Airbusse A 320 und A 321, fallen in die niedrigste Abgas-Kategorie und sparen damit fünf Prozent der bisherigen Kosten. Verlierer sind die Betreiber älterer Schätzchen.
Die GALier wollen mit dem neuen Gebührensystem unter anderem den Ausstoß an Stickoxiden und Schwefel reduzieren. Stickoxide verursachen am Erdboden Sommersmog, in Flughöhen ausgestoßen wirken sie als Treibhausgas. Schwefelverbindungen greifen in großen Höhen die Ozonschicht an, die die Erde vor zu starker UV-Strahlung schützt.
Axel Bühler, Flughafen-Experte der GAL-Fraktion, betont den Lenkungseffekt des neuen Gebührensystems. „Durch das emissionsabhängige Landeentgelt entsteht bei den Airlines ein Anreiz, zukünftig nur solche Flugzeuge einzusetzen, die mit vergleichsweise umweltfreundlichen Triebwerken ausgerüstet sind.“
Doch auch wenn der Schadstoffausstoß der einzelnen Flieger abnehmen sollte – die prognostizierte Zunahme der Starts und Landungen frißt die Einsparungen wieder auf. „Das Modell kann die Folgen der Expansion zwar nicht aufheben“, gesteht Bühler, „aber mindern.“
Die GAL will heute einen entsprechenden Antrag in die Bürgerschaft einbringen. Er ist mit dem Regierungspartner SPD abgestimmt. Die Wirtschaftsbehörde soll anschließend prüfen, ob das Gebührenmodell mit EU-Recht vereinbar ist.
„Wir stehen der Sache aufgeschlossen gegenüber“, sagte gestern Flughafen-Sprecher Clemens Finkbeiner-Dege. Zumal es schon heute eine „Quasi-Stinker“-Abgabe gibt. Die Gebühren schwanken zwischen 17 und 69 Mark pro Tonne Landegewicht, je nach Lärm, den die Triebwerke verursachen. „Und es besteht der glückliche Zusammenhang, daß leise Triebwerke auch weniger Schadstoffe emittieren.“Abgasarme Flieger kommen also schon heute günstiger weg.
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