: Kein Schwimmen im Geld
■ Berliner Bäder-Betriebe drohen mit Schließung von sechs baufälligen Schwimmhallen, wenn sie nicht Bäder-Grundstücke bekommen. Grüne: Schließung der Grundstücke ist glatter Erpressungsversuch
Die frühlingshaften Temperaturen treiben die Menschen nicht nur ins Freie, sondern auch in die Schwimmbäder. „Wir haben viel mehr Zulauf als im Januar 1997 und 1996“, sagt der stellvertretende Pressesprecher der Berliner Bäder-Betriebe (BBB), Hans-Joachim Munte.
Aber statt sich über das unerwartete Geschäft zu freuen, klagen die BBB über Geldknappheit und drohen mit der Schließung von sechs baufälligen Hallenbädern. Aufgrund reduzierter Zuschüsse durch das Land Berlin und fehlender Investitionsmöglichkeiten gäbe es kaum Mittel zur Bädersanierung, erklärt Munte. Die Liste der besonders baufälligen Bäder wird von der Schwimmhalle an der Pankower Allee angeführt, in der die gesamte technische Anlage defekt ist. Im Reinickendorfer Bad am Wilhelmsruher Damm ist die Außenwanddämmung undicht. Im Zehlendorfer Bad an der Clayallee sind die Stahlträger kaputt. Des weiteren stehen das Schul- und Vereinsbad an der Steglitzer Finkensteinallee, die Köpenicker Allende-Halle an der Pablo-Neruda- Straße und das Hallenbad Thälmann-Park im Prenzlauer Berg auf der roten Liste.
Obwohl die BBB in diesem Jahr 96 Millionen Mark Zuschüsse vom Land Berlin (1997 waren es 106 Millionen Mark) zum Unterhalt der 33 Sommer- und 44 Hallenbäder bekommt, sieht sich die Anstalt nicht in der Lage, davon große Baumaßnahmen durchzuführen. 70 Millionen gingen allein für die Gehälter der rund 1.000 Mitarbeiter drauf, so Pressesprecher Munte. Die verbleibenden 26 Millionen Mark und die Einnahmen von rund 31 Millionen Mark durch den Verkauf von Eintrittskarten würden für den baulichen Unterhalt sowie für Energiekosten verwendet. Für Investitionen blieben lediglich 4,6 Millionen Mark übrig. In Hinblick darauf, daß allein die Sanierung der kleinen Schwimmhalle an der Fischerinsel in Mitte rund 4 Millionen Mark gekostet habe, sei dies ein Tropfen auf den heißen Stein, so Munte.
BBB-Vorstandschef Günter Kube fordert deshalb, daß der Senat der BBB endlich die auf bis zwei Milliarden Mark geschätzten Bädergrundstücke übertragen müsse, damit die Anstalt kreditfähig werde. Der sportpolitische Sprecher von Bündnis90/Die Grünen, Dietmar Volk, hält das Ansinnen „Schließung oder Grundstücke her“ für einen „glatten Erpressungsversuch“. Schulden machen könne Berlin alleine, „da brauchen wir nicht noch die BBB dazu“. Das Dilemma könne nur durch eine Steigerung der Einnahmen, durch attraktivere Bäder und niedrigere Eintrittspreise sowie durch eine neue Struktur der BBB gelöst werden. Plutonia Plarre
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