: Einladung zum Terroranschlag
■ Atommüllschiff soll durch Panamakanal – ein riskanter Weg, klagt Greenpeace
Berlin (taz) – Frankreich und Großbritannien wollen 30 Tonnen Atommüll nach Japan verschiffen. Es ist der größte Plutoniumtransport, der je von Europa nach Japan ging. Zum ersten Mal soll dabei das Schiff durch den Panamakanal fahren. Das jedenfalls hat die französische Regierung in einem Brief an das US-Außenministerium vorgeschlagen, das dem privaten US- amerikanischen Nuclear Control Institute (NCI) vorliegt.
„Das Schiff fährt damit durch bewohnte Gegenden“, erklärt Greenpeace-Atomexperte Gero Lücking. Das berge zwei Risiken: Zum einen könne die „Pacific Swan“ sinken oder Feuer fangen und damit Land und Menschen verseuchen. Zum anderen sei die Gefahr von Anschlägen größer, denn der Panamakanal ist teilweise nur 70 Meter breit. Rund 24 Stunden braucht ein Frachter, um ihn zu durchfahren.
Die Umweltschützer haben deshalb die Vereinigten Staaten aufgefordert, die Atommüllfahrt durch den Kanal zu untersagen. Die USA könnten einen Transport verbieten, falls er atomwaffentaugliches Material befördert. Das ist zwar nicht unmittelbar gegeben, doch der transportierte Plutoniummüll enthält dem NCI zufolge dreimal mehr spaltbares Material als gewöhnlicher Kernbrennstoff. Es sei daher wie waffentaugliches Material einzustufen. Die USA haben bisher noch nicht auf den Appell reagiert. Einige karibische und pazifische Staaten haben jedoch gegen die Atomtransporte protestiert: Zuletzt hatte sich die Dominikanische Republik über den Atomtransport beklagt.
Die „Pacific Swan“ wurde seit 1993 nicht benutzt. Nun soll sie Frankreich am 23. Januar verlassen und unter britischer Flagge nach Japan fahren. Dort angekommen, wird der Atommüll in der Nuklearfabrik Aomori gelagert, am Nordende der japanischen Hauptinsel Honshu. Mit seinen 60 Containern transportiert das Schiff mehr Plutonium nach Japan als jedes andere vor ihm.
Greenpeace vermutet, daß die „Pacific Swan“ der letzte Atommüllfrachter sein wird, der unter den derzeit gültigen Wiederaufarbeitungsverträgen nach Japan fahren wird. Momentan versucht unter anderem Frankreich, mit Japan neue Vereinbarungen auszuhandeln. Zweimal haben europäische Atomkraftwerke bereits aufbereiteten japanischen Abfall zurück nach Asien verschifft. Den Weg durch den Panamakanal haben sie jedoch bisher gemieden, obwohl er die billigste und kürzeste Variante ist. Die erste Ladung Plutonium wurde 1995 am Kap Horn und an Südamerika vorbei transportiert; die zweite nahm 1997 den Weg um das Kap der Guten Hoffnung. Judith Weber
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