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Verschnaufpause für Asiens Broker

■ Viele Aktien machten gestern die Kursverluste vom Dienstag wett. Doch die Experten fürchten, daß bald China in den Krisenstrudel gerät

Hongkong (dpa) – Einen Tag nach dem Konkurs der Peregrine Investment-Bank in Hongkong und dramatischen Verlusten an den Aktienbörsen in Asien und Europa haben sich die Kurse in Fernost gestern kräftig erholt. Die Börse in Hongkong konnte über sieben Prozent zulegen, Singapur knapp acht Prozent. Jakarta festigte sich angesichts positiver Gespräche mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) sogar um 9,1 Prozent. Auch Tokio und Seoul, Bangkok und Taipeh, Manila und Kuala Lumpur schlossen fester. „Das ist nur eine kurze Flaute im Sturm“, wiegelte ein Händler in Singapur ab.

In Hongkong schloß der Hang- Seng-Index gestern mit einem Plus von 598 Punkten oder 7,3 Prozent bei 8.720 Punkten. Am Vortag hatten die Notierungen wegen der spektakulären Pleite der Peregrine Investments Holdings fast neun Prozent verloren. Trotz des beachtlichen Tagesergebnisses blieben die Erwartungen der Händler und Beobachter gedämpft. Sie sprachen von lediglich technischen Korrekturen. „Das Vertrauen in Hongkong bleibt gestört, nur wer bis zu drei Jahren anlegen kann, kauft jetzt Aktien“, sagte eine Brokerin.

Singapur machte fast seine gesamten Vortagesverluste wett und schloß mit plus 83,05 Punkten bei 1.156,52 Zählern. „Schnäppchenjäger spielen eine große Rolle“, sagte ein Händler. Günstig wurde auch die Fusion der Keppel Bank und der Tat Lee Bank bewertet. Weitere Fusionen im Finanzsektor werden erwartet. Auch der Singapur-Dollar und die anderen Währungen Südostasiens stabilisierten sich.

Derweil mehren sich die Anzeichen, daß die Volksrepublik China immer tiefer in den Strudel der Krise gezogen wird. Auf einem Krisentreffen in Peking haben Wirtschafts- und Finanzvertreter gestern die Folgen der Währungsturbulenzen in Asien diskutiert. So ist die Finanzkrise eine der Ursachen dafür, daß der Gewinn der Bank of China im vergangenen Jahr halbiert wurde. IWF-Chef Camdessus wird Mitte Januar in der chinesischen Hauptstadt erwartet, um die Konsequenzen der Krise zu erörtern. In Asien wird seit Wochen über eine etwaige Abwertung des chinesischen Yuan im Strudel der Währungseinbrüche in den asiatischen Nachbarstaaten spekuliert, doch beteuert die chinesische Regierung immer wieder mit Nachdruck, daß eine Abwertung nicht geplant sei.

Der Bundesverband des Deutschen Groß- und Außenhandels sieht die Lage für Europa nicht so gelassen wie viele Bankenvertreter. Sein Präsident Michael Fuchs sagte, wenn Japan, China und Hongkong noch stärker von der Krise betroffen würden, stelle das für die deutsche Exportwirtschaft ein erhebliches Problem dar.

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