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Hartes Urteil in Kamerun

■ Zwei Jahre Haft für den oppositionellen Journalisten Njawé. Mitangeklagter geflohen

Berlin (taz) – Ein Gericht im kamerunischen Duala hat den Journalisten Pius Njawé am Dienstag zu zwei Jahren Haft und einer Geldstrafe von 500.000 CFA- Franc (1.500 Mark) verurteilt. Njawé, Chefredakteur der Oppositionszeitung Le Messager und bekannter Gegner des Präsidenten Paul Biya, war am 24. Dezember verhaftet und der „Verbreitung falscher Nachrichten“ angeklagt worden. Seine Zeitung hatte zuvor über eine mögliche Erkrankung des Staatschefs berichtet.

Njawé sitzt im berüchtigten New-Bell-Gefängnis von Duala, wo aufgrund der katastrophalen Haftbedingungen immer wieder Häftlinge sterben. In den letzten Wochen hatte es Appelle aus dem In- und Ausland an Präsident Biya gegeben, Njawé freizulassen. Für Samstag hat Kameruns Opposition zu einem Protestmarsch gegen Njawés Inhaftierung aufgerufen.

Das Urteil ist Indiz für eine verhärtete Haltung des Regimes gegenüber seinen Gegnern. Im Oktober war Präsident Biya bei einer von der Opposition boykottierten Wahl wiedergewählt worden. Seitdem werden in Regionen, wo die Opposition stark ist – dazu gehört auch die Millionenstadt Duala – viele Regimegegner verhaftet. Seit sechs Wochen führt die Regierung zwar Gespräche mit der wichtigsten Oppositionspartei „Sozialdemokratische Front“ (SDF), um eine Eskalation der politischen Spannungen zu vermeiden, macht aber keine Zugeständnisse.

Vollkommen hart scheint der Zugriff des Staates auf seine Gegner aber nicht zu sein. Zusammen mit Pius Njawé stand in Duala ein anderer Journalist vor Gericht: Michel Michaut Moussala, Leiter der Zeitschrift L'Aurore Plus. Das Blatt hatte den Leiter der kamerunischen Hafenbehörde beschuldigt, öffentliche Gelder zu veruntreuen und Waffen für einen Putschversuch zu kaufen. Moussala bekam sechs Monate Haft – aber kurz vor der Urteilsverkündung spazierte er aus dem Gerichtsgebäude heraus und verschwand unbehelligt. D.J.

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