■ Querspalte: Wer ist wer beim BND?
Wir sind furchtbar verwirrt. In Pullach, der Zentrale des Bundesnachrichtendienstes, meldet sich am Telefon nicht mehr Peter Juchatz, sondern Michael Baumann. Juchatz war Pressesprecher, Baumann ist es auch. Wo liegt das Problem, fragen Sie? Nun, Juchatz ist Baumann. Oder, Baumann war Juchatz. Verwirrt? Lassen wir doch Juchatz/Baumann sprechen: „Von daher darf ich Sie darüber informieren, daß ich meinen Decknamen Peter Juchatz abgelegt habe und sofort unter meinem Klarnamen Michael Baumann auch zukünftig Ihr Ansprechpartner für den Bundesnachrichtendienst sein werde.“
Bei soviel neuer Offenheit wird uns Angst und Bange. Zuallererst: Heißt Klaus Kinkel wirklich Klaus Kinkel? Unser Außenminister war immerhin fast drei Jahre, von 1979 bis 1982, Präsident jener Behörde, in der Baumann gezwungen wurde, sich Juchatz rufen zu lassen. Wenn also Juchatz nicht Juchatz war, wer ist dann Klaus Kinkel? Der Name klingt – sprechen Sie es mal laut aus – irgendwie energisch. Aber paßt das zu Klaus Kinkel? Wir haben da so unsere Zweifel, vor allem wenn wir seine Reden im Bundestag hören. Vielleicht hat es sich ja so zugetragen: 1979 ist ein Beamter ins Zimmer des neuen BND-Präsidenten gekommen. In der Hand hielt er ein Papier. „Sie heißen Hans-Heribert Schmälzle“, wird der erfahrene Geheimdienstler zu seinem arglosen Gegenüber gesagt haben. „Damit sind Sie ein Sicherheitsrisiko. Jeder kann an ihrem Namen ablesen, daß Sie aus dem Schwäbischen kommen.“ Hier, wird er dann gesagt und Schmälzle das Papier hingehalten haben, auf dem allerfeinste Decknamen aufgelistet waren. Ganz oben stand: Klaus Kinkel.
Ja, so könnte es gewesen sein. Wir vermuten also: Kinkel ist nicht Kinkel. Baumann aber, das haben wir seit Dienstag schwarz auf weiß, ist Baumann. Wie aber heißt nun Hans- Jörg Geiger, der nicht mehr ganz so neue BND-Chef, in Wirklichkeit? Wir haben da einen bösen Verdacht: Peter Juchatz. Severin Weiland
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