: Entrüstung in der Türkei
■ Der türkische Außenminister wirft der Bundesanwaltschaft „Doppelmoral“ vor
Istanbul (AFP) – In der Türkei ist die Neubewertung der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) durch die Bundesanwaltschaft auf Entrüstung gestoßen. Generalbundesanwalt Kay Nehm hatte am Dienstag erklärt, seine Behörde verfolge die seit 1993 in Deutschland verbotene PKK nicht mehr als terroristische, sondern nur noch als kriminelle Vereinigung. „Das ist ein großer Fehler und ein Beispiel für Doppelmoral“, kommentierte Außenminister Ismail Cem gestern den Beschluß Nehms.
Der stellvertretende Ministerpräsident Bülent Ecevit ging noch einen Schritt weiter und warf deutschen Behörden und Politikern Kontakte zu PKK-Chef Abdullah Öcalan vor. Deutschland habe mit der PKK ausgehandelt, ein Auge zuzudrücken, wenn die Kurdenorganisation sich in der Bundesrepublik ruhig verhalte. Nehm hatte seine Entscheidung damit begründet, daß Öcalan auf weitere Anschläge in Deutschland verzichte. Der Leitartikler der Tageszeitung Yeni Yüzyil klagte, das Ziel der Bundesregierung sei es, die Türkei zu teilen. Die von Bonn vorgetragenen Forderungen nach einer politischen Lösung des Kurdenkonflikts seien schlicht „Quatsch“.
In jüngster Zeit hatten sich türkische Politiker mehrmals über die Haltung Deutschlands erregt. In der vergangenen Woche hatte bereits die Zeitung Türkiye ein deutsches Komplott vermutet, weil die Bundesregierung in Flüchtlingsfragen PKK-Positionen unterstützt habe. Die türkische Regierung betrachtet die PKK als Terrororganisation und bekämpft sie seit 13 Jahren mit militärischen Mitteln. Das Verbot der Organisation in Deutschland war von Ankara seinerzeit nachdrücklich begrüßt wurden. An eine Aufhebung des Verbots wird nach Angaben des Bundesinnenministeriums aber nicht gedacht.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen