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Schneller für die Umwelt

■ LKW-Lobby will Tempo 60 auf den Hauptstraßen statt Baustellen-Schikanen

„Bedenken“gegen die rot-grünen Verkehrspläne in Hamburg hat gestern der Landesverband Straßenverkehrsgewerbe Hamburg (LSH) geäußert. Der Spediteurs- und Taxi-Verband möchte statt dessen Tempo 60 innerorts auf vierspurigen Straßen einführen.

Die höhere Geschwindigkeit führe zu einem verbesserten Verkehrsfluß und damit „automatisch zu mehr Umweltverträglichkeit“, so Verbands-Vorsitzender Carsten Buhck. „Der Verkehr fließt schneller ab. Das ist völlig klar.“Eine These, die gestern trotz bundesweiter Recherche bei Verkehrswissenschaftlern, Logistikern und Mathematikern niemand bestätigen konnte.

Denn wie viele Autos pro Stunde auf eine Straße passen, ohne einen Stau zu produzieren, hängt nicht nur von der Geschwindigkeit ab, sondern auch von der Situation an Kreuzungen, der Übersichtlichkeit der Strecke oder von der zugelassenen Geschwindigkeit auf folgenden Abschnitten. Den Zeitvorteil für LKWs durch Tempo 60 in Hamburg konnte der Verkehrsverband denn auch nicht nennen. Die Auswirkungen für die AnwohnerInnen? „An den Hauptverkehrsstraßen einer Metropole kann es nicht die gleiche Lebensqualität wie in Nebenstraßen geben.“

Große Sorgen machen den Lobbyisten die wirtschaftlichen Schäden, die ihrer Ansicht nach durch Staus entstehen: „fast eine Viertelmilliarde Mark“jährlich. Ursache dafür sind unter anderem Baustellen. „Sielbaustellen dauern oft ein, zwei Jahre“, hat Buhck beobachtet. „Wir vermuten, daß dahinter Taktik steckt.“Ebenfalls ärgerlich: Die „völlig unzureichenden Straßenverhältnisse“oder die geplante Rückverlegung von Busbuchten auf die Fahrbahn.

Die rot-grünen Pläne, so Buhck, sind für Hamburg, „ich will nicht sagen tödlich, aber außerordentlich behindernd“. Konzepte von Umweltschutzgruppen, den Lkw-Verkehr zu reduzieren, seien „weltfremd“und „hochgradig beschäftigungsschwächend“. Kurz: Es droht „eine Gefahr für den Wirtschaftsstandort Hamburg“. Achim Fischer

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