: 3 x „Step across the border“
■ Gitarren-“Massacre“ab Dienstag im Vegesacker Kito: Gary Lucas, Marc Ribot und Fred Frith/ Soli von drei Einzelgängern
Drei eigenwilligen Individualisten an der Gitarre widmet Radio Bremen sein „Guitar Special“im Vegesacker KITO. Gary Lucas, Marc Ribot und Fred Frith gestalten je einen Solo-Abend.
Der US-Amerikaner Gary Lucas scheint stilistische Grenzen nicht zu kennen. Ob Rock, Blues, Folk, Jazz, Free oder Klassik – Lucas bedient sich aus vielen Quellen. Bekannt wurde er als Gast-Gitarrist von Captain Beefhearts Magic Band Anfang der 80er.
Er spielte mit Lou Reed, Nick Cave oder Iggy Pop, nahm zwei Alben mit Neuer Musik auf, darunter „Fulton Street Maul“von Avantgarde-Jazzer Tim Berne, komponierte einen vielbeachteten neuen Soundtrack zu dem legendären expressionistischen Stummfilm-Klassiker „Der Golem“und gab gefeierte Solokonzerte in der New Yorker Knitting Factory. Mit fulminanter Geschwindigkeit, einer Legion von Effektgeräten und wahlweise einer alten Stratocaster oder einer Gibson Acoustic aus den 40ern produziert Lucas wahnwitzige Sounds, zum Beispiel eine herrlich noisige Hommage an Sun Ra.
Marc Ribot ist zunächst als Nachfolger von Arto Lindsay in John Luries Band Lounge Lizards bekannt geworden. Er arbeitete u.a. mit Tom Waits und Elvis Costello.
Mit seinen eigenen Gruppen, „Shrek“und „Rootless Cosmopolitans“, setzte er neue Akzente im No Wave/Punk Jazz – kurze, splitternde Soundcluster, grobschlächtige Riffs oder stures minimalistisches Insistieren auf Tönen und Phrasen kennzeichneten diese Periode. Seit Jahren gehört Ribot auch zum Kreis der Musiker um John Zorn, spielt u.a. in dessen Masada Chamber Ensemble. Seine stilistische Bandbreite reicht von dekonstruktivistischen Dissonanz-Attacken bis zu feinfühlig-melancholischen Klassiklinien mit iberischem Flair. Ein erstaunlicher Wechselbalg an der Gitarre.
Der Brite Fred Frith war seit Beginn der 70er an fast allen relevanten Projekten beteiligt, in denen Rockmusiker versuchten, die Impulse des Freejazz bzw. der Avantgarde in ihrem Bereich aufzugreifen, d.h. herkömmliche Stilschemata aufzubrechen. Angefangen bei der legendären Art-Rock-Formation Henry Cow, über die Underground Kultkombo Aksaq Maboul und die stilbildende Hardcore-No Wave Band Massacre, einem Vorläufer-Projekt von Bill Laswells Material, bis zu John Zorns Naked City spannt sich der Bogen.
Das musikalische Spektrum Friths reicht von noisigen Experimantalsounds bis zu wunderschönen, eingängigen Kinderliedern.
Arnaud
Vom 20.-22. Januar, jeweils 20 Uhr, im Kito, Bremen-Vegesack
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen