Ahnungslos –betr.: „Meister-Architekten können alles“, „Eliten brauchen Privilegien“, taz-Hamburg vom 15. und 16.1.1998

Auf keiner der beiden Veranstaltungen war ich anwesend. Ich weiß also weder im Detail, was da gesprochen wurde und in welcher Relation das zu dem steht, was Sie schreiben. Sie waren sicherlich anwesend, aber die Artikel sind so geschrieben, als wenn dies nicht notwendig gewesen wäre.

Kann es denn nicht auch zutreffen, daß es Spezialisten für eine künstlerisch betonte Architektur bedarf? Kann es nicht so sein, daß eine Technische Universität dazu nicht so geeignet ist wie eine Kunsthochschule? Kann es nicht sein, daß es Unsinn ist, was Sie über die „mühsam demokratisch gezügelte Monumentalität“von Meinhard von Gerkan schreiben? Was ist monumental am Haus Ecke Grindelallee/Grindelhof? Ein bescheidener Lichtblick in der Hamburger Architektureinöde. Was ist monumental am Flughafenterminal? Vergleichen Sie doch einfach mal mit anderen Flughäfen! Vergleichen Sie die Funktionen, die Zugänglichkeit, die Orientierung, das Raumgefühl!

Kann es sein, daß Sie keine blasse Ahnung von gegenwärtiger Kunst haben? Von deren besonderer Art von Forschung, die einen spezifischen Ort haben muß. Kann es sein, daß eine künstlerische Ausbildung unter der Ägide eines Hochschulpräsidenten (TU), der eher im Sinne der Handelskammer agiert als für die entrechteten Massen, nicht besonders gut aufgehoben ist? (...)

Vergleichbar hoch vorhersehbare und wenig kritische Berichterstattung kannte ich bisher nur vom Hamburger Abendblatt – aus den 70er Jahren. Lassen Sie sich doch einfach mal verteten beim nächsten Termin, Sie wirken so angestrengt.

Prof. Dr. Karl-Josef Pazzini

Unfair

Daß meine Position für diejenigen, die unsere Umwelt aus Sachzwängen und Kleinmütigkeit verschandeln, viel Angriffsfläche bietet, weil sie sich in den städtebaulichen Müllhalden von „Gewerbeparks“und „Abholgroßmärkten“wohler fühlen als in dem „monumentalen Machtanspruch“des Hamburger Flughafens und das Schmuddelmilieu des Altonaer Bahnhofs einer lichtdurchfluteten Bahnhofshalle vorziehen, ist ein bedauerliches Faktum.

Daß Sie, weil Ihnen diese Klassifizierung unserer Architektur zur Diffamierung nicht ausreicht, mir das Wort im Munde herumdrehen und expressis verbis das Gegenteil von dem behaupten, was ich in meinem als Schriftmanuskript vorliegenden Vortrag gesagt habe, entlarvt die Hilflosigkeit Ihrer unfairen journalistischen Arbeit.

Prof. Meinhard v. Gerkan

Gegen Reform

Es nervt! In dritter Auflage schafft es die taz, über Personalien, Elite etc. zu schwätzen, statt über Inhalte! Man kann sich doch nicht einerseits ständig über die Verödung der Städte und menschenunwürdige Architektur beschweren, und andererseits alle Ansätze zu einer inhaltlichen Verbesserung allein auf ihren ökonomischen Part reduzieren. Was will die taz eigentlich? Eine profillose Gesamthochschule, ein Harburger Allerlei? Das ist jedenfalls nicht im Interesse der Hamburger Architekturstudenten, die den Wunsch und die Verantwortung haben, zukunftsfähige Architektur zu entwickeln. Die taz macht sich hier zum Sprachrohr der Sparkommissare der Stadt, um Ausbildung und also Inhalte geht es ihr scheinbar überhaupt nicht. Florian Martens Artikelserie ist eine mehr über Adrienne Goehler als über die geforderte Profilbildung. Marten scheint weder das von der Behörde angeordnete Gutachten gelesen zu haben noch die Stellungnahmen der Kammer und des BDA. Die Kooperation des Fachbereichs Architektur mit den anderen Fachbereichen der HfbK war eine wesentliche Forderung dieser Papiere. Eine weitere Reform wird hier mit Schlagworten wie „Elite“niedergeschlagen. Traurig. Traurig. Till Bingel, für die

Studierenden an der HfbK