Kommentar: Provokateur
■ Der Militär-Festakt im Stadion spaltet
Es ist Wahlkampf. Auf einer CDU-Veranstaltung hat der Verteidigungsminister Rühe ausgerechnet die Großstädte Hamburg, Berlin und Bremen für öffentliche Gelöbnisse ausgelobt, auf einem CDU-Empfang gibt der Bremer CDU-Landesvorsitzende den Termin und den Ort bekannt – weder die Landesregierung noch die Bundeswehr haben sich bisher dazu geäußert. In Bremen ist die Erinnerung an den 6. Mai 1980 noch zu präsent, als daß Henning Scherf und die Stadt darüber zur Tagesordnung übergehen könnten.
Bernd Neumann ist ein Mann mit politischem Spürsinn, schneller als andere hat er die Provokation erkannt, die in der beiläufigen Rühe-Bemerkung steckt. Wenn die nicht sogar in der Bonner CDU-Spitze abgestimmt war. Aber Neumann ist nicht gegen Fehleinschätzungen gefeit, wie die Debatte um die Wehrmachts-Ausstellung zeigte. Kaum ein Jahr ist es her, da setzte sich in aller Öffentlichkeit hier Scherf gegen den CDU-Wadenbeißer durch, und als die historischen Dokumente im Rathaus hingen, war dann die pauschale Ablehnung der Ausstellung auch nicht mehr vermittelbar – die Dokumente sprachen für sich.
Wie beim Streit um die Wehrmachts-Ausstellung geht es auch jetzt bei dem Gelöbnis um reine Symbolik. Für die Stadt und ihren Bürgermeister ist das Aufrühren der Erinnerungen an den blutigen 6. Mai 1980 vielleicht sogar eine Chance . Klaus Wolschner
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