: DDR war kein Feind
■ Hamburger gesteht Stasi-Mitarbeit
Im Spionageprozeß gegen einen 62jährigen mutmaßlichen Agenten der ehemaligen DDR hat der Angeklagte gestern vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht ein Geständnis abgelegt. Er habe in der DDR keinen Feind, sondern das wirtschaftlich schwächere Deutschland gesehen, dem man helfen müsse, sagte der Angeklagte. „Ich hatte den Eindruck, daß die DDR den Krieg für uns mitbezahlt hat.“Er sei kein Kommunist, sondern Wiederbewaffnungsgegner gewesen und habe an „die große Friedensbereitschaft geglaubt“.
Dem Maschinenbauingenieur wird vorgeworfen, von 1979 bis 1990 für den Staatssicherheitsdienst tätig gewesen zu sein und 125.802 Mark Agentenlohn erhalten zu haben. Der Angeklagte soll Informationen aus einer Firma für Dichtungstechnik verraten haben. Das Fachwissen des Ingenieurs über Dichtungstechnik war auch für U-Boote, Panzer und Kernkraftwerke von Interesse.
Außerdem soll er unter anderem den NDR beobachtet, einen Fluchthelfer observiert und 1984 eine Mitarbeiterin der Hamburger Staatsanwaltschaft als Agentin angeworben haben. lno
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen