piwik no script img

Mallorca verbietet den Bau von Hotels

■ Bereits alle vier Minuten landet ein Urlaubsjet. Überfüllte Strände und Betonburgen zwingen die Regionalregierung zur Notbremsung

Palma de Mallorca (dpa) – Qualität statt Quantität. Mit dieser Formel wollen Mallorca und die übrigen Balearen-Inseln künftig dem seit Jahren andauernden Massenansturm von Touristen begegnen. Bei 760.000 Einwohnern zählen die Balearen 390.000 gemeldete Gästebetten, zu denen 210.000 „wilde Unterkünfte“ hinzukommen. Für die Regionalregierung in Palma scheint die Schmerzgrenze erreicht: Sie erklärte die Inselgruppe im Mittelmeer per Dekret zur „touristisch gesättigten Zone“ und fror zunächst bis Ende 1999 und mit wenigen Ausnahmen den Bau weiterer Hotels ein. Ein weiterer Zuwachs ginge zu Lasten der Umwelt und der Einheimischen, erklärte der Chef der Regionalregierung, Jaume Matas.

1997 kamen neun Millionen Sonnenhungrige auf die Balearen, darunter mehr als fünf Millionen Deutsche. „Komplett ausgebucht“, hieß es im August, als auf dem durch eine neue Abfertigungshalle ergänzten Flughafen Mallorcas alle vier Minuten eine Maschine landete.

Vierzig Prozent des Spanientourismus entfällt auf die Balearen, zu denen Mallorca, Menorca, Ibiza, Formentera und Cabrera gehören. Trotz der Milliardeneinnahmen, überwiegen für viele Einwohner und Beobachter mehr und mehr die Nachteile. „Erst der Anblick der überfüllten Strände, der Horror-Bauten und der Urlauber, die mit der Bierkiste auf der Schulter aus der Charter-Maschine steigen, überzeugen die Verantwortlichen jetzt, daß mehr auf die Qualität zu setzen ist“, kommentierte jüngst die Zeitung El Pais.

Vergangenen Sommer erst warnte Tourismusexperte Felix Arevalo: „Allein auf Mallorca gibt es bereits mehr Hotels als in ganz Griechenland.“ Seit zehn Jahren kamen jährlich im Schnitt 10.000 Hotelbetten hinzu. Nicht betroffen von der Neuregelung sind laufende Bauprojekte oder solche in ländlichen Gegenden. Jörg Vogelsänger

Foto: Horacek

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen