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Ausstellung zu Wehrmacht-Widerstand eröffnet

■ Hamburger Ex-Oberbürgermeister von Dohnanyi plädiert für differenzierte Sichtweise

Frankfurt/Main (AP) – Nach wochenlangem Streit im Frankfurter Rathaus ist gestern in der Paulskirche die Ausstellung „Aufstand des Gewissens“ über den militärischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus eröffnet worden. Der ehemalige Erste Bürgermeister von Hamburg, Klaus von Dohnanyi, sagte in einer Ansprache, wer ein wirklich vollständiges Bild der NS-Zeit gewinnen wolle, dürfe sich nicht nur den dunklen Seiten widmen, sondern müsse den Widerstand stärker in den Vordergrund rücken. Der SPD-Politiker distanzierte sich von dem Bochumer Historiker Hans Mommsen, der dem NS-Widerstand wegen seiner „antiliberalen Gesinnung und national-konservativen Grundhaltung“ kritisch gegenübersteht.

Mommsen hatte ursprünglich die Eröffnungsrede zu der Ausstellung halten sollen, war aber aus bislang ungeklärten Gründen von der Stadt Frankfurt wieder ausgeladen worden.

Dohnanyi sagte, er halte es für problematisch, historische Forschungsergebnisse in das heutige politische Spektrum einzuordnen. „Die Absicht, den Widerstand am heutigen Konzept des Liberalismus zu messen, steht der Erkenntnis über das wirkliche Denken des Widerstandes im Wege.“

Dohnanyi, dessen Vater als Regimegegner während der Nazizeit hingerichtet worden war, räumte ein, daß einige der später hingerichteten Widerstandskämpfer zunächst selbst der Versuchung des Nationalsozialismus erlegen seien. Man müsse diese Menschen jedoch auch aus ihrer Zeit verstehen, so von Dohnanyi.

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