■ Soundcheck: World Drum Festival
Gehört: World Drum Festival. Sie hatten angekündigt, moderne Danceloops mit afrokubanischen Rhythmen zu verbinden: The Drum um den Sabrina Setlur-Drummer Ralf Gustke. Drei ausgezeichnete Schlagzeuger und Percussionisten, die allerdings auf die Loops vom Dat-Band hätten verzichten können. So erzitterte die Fabrik am Sonntag unter einem viel zu dichten Soundbrei; zu verquirlt zum Tanzen, zu laut zum Genießen. Nuancierung und ein durchgängiges Thema fehlten völlig.
Ganz anders der Auftritt des in New York lebenden Glen Velez. Der Frame-Drum-Experte setzte sich ohne überflüssige Worte an seinen Platz und was dann folgte, glich einem mystischen Erlebnis: klare, zarte Schläge, summende Klänge, die einen Baß in der Trommel vermuten ließen.
Als der in Hamburg lebende gebürtige Amerikaner Mark Nauseef und NDR-Big Band Mitglied Marcio Doctor gegen halb zehn leise hinter ihre Instrumente schlichen und vorsichtig in Velez' Spiel einstimmten, war die Zaubershow perfekt. Nauseef, hinter einer Art Ethno-Schlagzeug sitzend, lockte mit vollem Körper- und Mimikeinsatz behutsam einen Ton nach dem anderen aus seinem Instrument, während Doctor quasi hinter den Kulissen seine Akustik-Tricks arrangierte: Kreischen, Klimpern, Klingeln, Schaben, Kratzen. Ambient pur. Goa unplugged. Es war offensichtlich, daß hier Künstler von Weltklasse am Werk waren.
Zum Ende des Abends bearbeiteten Djembé-Idol Mamady Keita aus Guinea und seine Band Sewa Kan theatralisch ihre Instrumente. Auf der Bühne rotierten die Akteure, im Zuschauerraum ging es vergleichsweise beschaulich zu. Ein schöner Ausklang für das gelungene fünftägige Festival.
Carsten Hansen
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