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Alarmglocken im Kindergarten

Kirchliche Kitas von Schließung bedroht, weil sinkende Kirchensteuer die Einnahmen vermindert. Stadt soll für Geldsegen sorgen  ■ Von Elke Spanner

Unauffällig sollte der St. Johannis-Kindergarten im kommenden Sommer von der Eppendorfer Bildfläche verschwinden. Nun könnte ihm eine Vorreiterrolle zukommen: Die kirchlichen Kindergärten Hamburgs sind langfristig von der Schließung bedroht. Das bestätigte gestern die Sprecherin des Diakonischen Werks, Katharina Weyandt, nach einem Bericht der NDR-Hamburg-Welle. Die Kirchen hoffen nun auf Finanzspritzen der Stadt. Am Donnerstag wird die Bürgerschaft über einen entsprechenden Antrag der CDU beraten.

Die Finanznot bahnt sich schon seit Jahren an. 145 Kitas mit 8679 Plätzen bietet das evangelische Diakonische Werk an, 30 Einrichtungen für rund 2000 Kinder die katholische Caritas. Durch vermehrte Kirchenaustritte gingen die Einnahmen in den vergangenen fünf Jahren um rund 30 Prozent zurück.

Als die Kirchen bereits vor zwei Jahren die Alarmglocken läuteten, handelte das zuständige Amt für Jugend eine Vereinbarung mit ihnen aus: Pro Kita-Gruppe sollten die Kirchen zwei Kinder mehr aufnehmen. Während sie normalerweise 24 Prozent aller Kosten selbst tragen müssen, sollten die zusätzlichen Plätze von der Stadt finanziert werden. Von diesem „Überlastvertrag“sollten beide Seiten profitieren: Die Kirchen durch zusätzliche Einnahmen und die Stadt, indem sie ihre im August 1996 in Kraft getretene Verpflichtung, allen Drei-bis Sechsjährigen einen Halbtagesplatz anzubieten, erfüllen kann.

Für die Stadt ging die Rechnung auf, nicht jedoch für das Diakonische Werk. Denn es meldeten sich nicht genügend Kinder an, so daß die Mehreinnahmen statt der erwarteten 3,3 Millionen nur zwei Millionen betrugen. Die Caritas fürchtet eine ähnliche Entwicklung, denn ab diesem Sommer werden Fünfjährige in Vorschulklassen kostenlos betreut.

Die Kirchen hoffen nun, daß ihr Eigenanteil von 24 auf 15 Prozent gesenkt wird. Einige Gemeinden erwägen, ihre Einrichtung zu schließen und als Verein wiederzueröffnen. 13 Kindergärten des Diakonischen Werks haben bereits einen Trägerverein und werden zu 100 Prozent von der Stadt finanziert.

Das Sinnvollste wäre aber wohl, das Platzangebot umzuwidmen. Ausreichend Plätze gibt es nämlich nur für die Drei- bis Sechsjährigen, aber nur für vier Stunden am Tag. Der tatsächliche Bedarf ist weit höher, wie Klaus Reichelt vom Verein „Lobby für Kinder“weiß: „Es fehlen Krippenplätze für die unter Dreijährigen sowie Ganztagesplätze für alle Altersstufen. Integrationsgruppen für behinderte Kleinkinder gibt es in Hamburg gar nicht.“

Die Kirchen können jedoch nicht autonom überflüssige Halbtages- in nachgefragte Ganztagesplätze umwidmen. Dafür brauchen sie das Einverständnis des Amtes für Jugend. Und das hat andere Pläne: „Wir führen Gespräche über die Aufgabe einzelner Standort“, so Abteilungsleiter Jürgen Näther. „Dann muß man abwägen, ob die freiwerdenden Mittel in Ganztagesplätze investiert oder zur Konsolidierung des Haushalts genutzt werden.“

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