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Kein Interesse an Rußland-Zentrum

■ Nur die drei West-Alliierten bleiben in Berlin akademisch präsent

Der Präsident der Technischen Universität (TU) griff gestern nach dem Mantel der Geschichte. „Die Verbundenheit mit den ehemaligen Schutzmächten“ solle das gerade eröffnete Frankreich-Zentrum „für die Gegenwart fruchtbar machen“. Die drei West-Alliierten, so hatte es der Berliner Senat vor drei Jahren beschlossen, sollten in der Stadt akademisch präsent bleiben – Frankreich an der TU, Großbritannien an der Humboldt-Universität (HU) und die Vereinigten Staaten mit dem bereits bestehenden John-F.-Kennedy-Institut an der Freien Universität (FU).

Mangels vierter Uni kam offenbar niemand auf den Gedanken, daß noch eine vierte Macht Berlin von den Nazis befreite und schließlich die Wiedervereinigung der Stadt ermöglichte: Die Sowjetunion. Nach dem Fall der Mauer sei das Interesse an russischer Sprache und Kultur „ziemlich eingebrochen“, beklagt der FU-Slawist Fred Otten. Dabei sei das „wissenschaftliche Potential“ für ein Rußland-Zentrum in der Region durchaus vorhanden. Nicht nur an FU und HU sei die Slawistik vertreten, sondern auch in Potsdam und Frankfurt (Oder).

Auch einen eigenen Studiengang, wie ihn das Frankreich-Zentrum erst plant, gibt es bereits – am Osteuropa-Institut (OEI) der FU. Wegen seiner fächer- und länderübergreifenden Ausrichtung sei das Institut „einzigartig in Deutschland“, betont OEI-Direktor Holm Sundhaussen. Deshalb sieht er auch „keinen Zwang, alles mögliche zu unternehmen“. Zwar fehle noch eine Institution für die universitätsübergreifende Kooperation, doch „im Grunde“ gebe es ein Rußland-Zentrum in Gestalt des OEI bereits.

Die Frage ist nur, warum der Senat es nicht wie das John-F.-Kennedy-Institut in seinen Beschluß aufgenommen hat. „Mit dem Wunsch nach einem Rußland- Zentrum“, antwortet die Sprecherin des Wissenschaftssenators, „ist keiner an uns herangetreten.“ Ralph Bollmann

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