: „Ich plädiere für eine Feuerversicherung“
■ Zwischen Zynismus und Resignation: Der indonesische Umweltminister Sarwono Kusumaatmaja
taz: Welche Folgen hatten die riesigen Waldbrände des vergangenen Jahres?
Sarwono: Für die Gesundheit können wir die langfristigen Auswirkungen noch gar nicht abschätzen, da kommt noch etwas auf uns zu. Außerdem gibt es Störungen im ökologischen Gleichgewicht, Mißernten, die Veränderungen der Böden – um nur einiges zu nennen.
Was haben Sie unternommen, damit sich die Katastrophe nicht wiederholt?
Wir sind dabei, neue Gesetze zu entwerfen, die die Investitionen in der Landwirtschaft regeln. Ich plädiere zum Beispiel dafür, daß jede Firma, die eine Konzession (zur Nutzung und Rodung von Waldflächen, d. Red.) erhält, eine Feuerversicherung abschließen muß. Außerdem wollen wir Fortbildungsprogramme für Regierungsbeamte anbieten.
Manche Beamte haben im letzten Jahr noch behauptet, es gebe überhaupt keine Feuer, als der dunkle Rauch die Sichtweite bereits auf wenige Meter begrenzte...
Ein Major hat sogar Schulkinder auf der Straße hin und her paradieren lassen, um zu beweisen, daß alles in Ordnung sei.
Die Regenzeit ist bald zu Ende. Schon im Mai, warnen Umweltschützer, kann es wieder brennen. Wie wollen Sie das verhindern?
Das ist nicht mehr mein Problem. Ich werde nicht mehr Minister sein. Ich habe alles auf den Weg gebracht. Die neuen Gesetze und Maßnahmen muß die nächste Regierung verabschieden.
Aber die wird doch erst nach der Ernennung des Präsidenten im März gebildet! Dann bleibt noch weniger Zeit, etwas zu tun.
Ja.
Wer ist dafür verantwortlich, daß endlich etwas geschieht?
Leider ist der private Sektor sehr mächtig – zumindest war er das bis vor sechs Monaten. Ich habe eigentlich keine Verantwortung. Ich kann nur vorschlagen und warnen. Als Umweltminister bin ich so etwas wie ein Berater für die wichtigen Minister – etwa für Finanzen oder Landwirtschaft. Aber wirkliche Autorität habe ich nicht.
Hören denn die Minister auf Sie?
Ja – wenn erst genug Land verbrannt ist...
Welche Folgen wird die Wirtschaftskrise für die Umwelt haben?
Es wird schlimmer. Noch mehr Menschen werden Holz schlagen und Wälder abbrennen, weil ihnen nichts anderes übrig bleibt. Bislang war die Wurzel des Problems vor allem Habgier. Habgierige Menschen kann man moralisch verurteilen – hungrige aber nicht. Verzweifelte Menschen sind schwerer zu kontrollieren. Interview: Jutta Lietsch
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