„Bischöfe kriegen das hin“

■ Die katholischen Beratungen für Schwangere wollen trotz Papst-Wort weitermachen in Sicherheit / Gesundheitssenatorin droht mit Mittelkürzung

Katholisch – na und? Schwanger – na und? Ungewollt schwanger – schon schwieriger. Aber alles zusammen und dann noch Probleme mit der Wohnung, der Arbeit, der Familie? Da tut intensive Beratung not, nicht bei der nächsten, sondern in der nach eigenem Empfinden besten Stelle. Bisher ist das in Bremen kein unüberwindbares Problem: Landesweit gibt es acht Beratungsstellen für Frauen, die eine Schwangerschaft abbrechen, darüber nachdenken oder mit der anstehenden Mutterschaft verbundene Probleme klären wollen. Drei befinden sich in Trägerschaft von Pro Familia, zwei in Händen der evangelischen und drei in denen der katholischen Kirche.

Um letztere geht es: Was wird, wenn die Deutsche Bischofskonferenz der Aufforderung des Vatikan Folge leistet und katholische Beratungsstellen die Beratung nicht mehr schriftlich bestätigen dürfen, weil diese Scheine die Frauen auch zum Abbruch berechtigen?

„Wer Wert auf ein Gespräch mit einer katholischen Beraterin legt, hat dann noch einen Weg mehr“, befürchtet Ulrike Hauffe, Landesbeauftragte in der ZGF, die das durchaus für möglich hält: erst zum Arzt, dann zur katholischen Beratung, anschließend zur Konfliktberatung mit Schein und dann auch noch zum abbrechenden Arzt.

„Nichts ändert sich“, glaubt dagegen Wilhelm Tacke von der Katholischen Presse- und Informationsstelle. Und Karin Falldorf, Beraterin beim Sozialdienst Katholischer Frauen (SKF) im Schnoor, stimmt dieser Einschätzung zu: „Die Bischöfe werden eine Lösung finden.“Eine Lösung, die sowohl dem Papstdiktat als auch dem deutschen Gesetz genüge tut? „Wenn das nun mal verlangt, daß die Beratung bescheinigt werden muß, könnte sich der Arzt von der Frau eidesstattlich bestätigen lassen, daß sie bei uns war“, spekuliert Tacke. Aber das sei zunächst das Problem der Bischofskonferenz, die frühestens im März, wahrscheinlich erst Ende des Jahres einen Vorschlag machen wird.

„Egal, was dabei rauskommt“, erklärt dagegen Adil Lakeberg, Geschäftsführer der Caritas-Nord, die eine Beratungsstelle mitten in Vegesack unterhält: „Wir machen auf jeden Fall weiter. Schließlich beraten wir auch Frauen, bei denen es gar nicht mehr um Abbruch geht.“

Rein statistisch dürfte sich die Veränderung kaum auswirken. Von den 1.400 Frauen, die die katholischen Stellen 1997 gezählt haben, haben nur 50 den Schein haben wollen. Zum Vergleich: Pro Familia hat 2.960 Beratungen durchgeführt, zu denen die Bestätigung automatisch gehört.

Umverteilt werden könnten dagegen die Mittel. Denn bislang bekommen die katholischen Beratungsstellen fast 260.000 Mark aus dem 1,6-Millionen-Topf, den das Gesundheitsressort für Schwangerschaftsberatungen bereit stellt. Senatorin Christine Wischer (SPD) hat gestern bereits klar gemacht: „Konfliktberatung ohne Bescheinigung gibt es nicht.“Wenn sich die Kirche nicht daran halte, werde ihre Beratung auch „nicht länger öffentlich gefördert“werden können.

Obwohl dieses Geld dann möglicherweise den Pro-Familia-Beraterinnen zugute käme, wäre ein Rückzug der Kirche aus der Konfliktberatung für Vorstandsfrau Brigitte Honnens kein Grund zur Freude: „Die Diskussion bestimmt doch das gesellschaftliche Klima mit und erschwert den Abbruch noch mehr.“ bw