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Die wahre Affäre läuft im Kino

Berlin (taz) – Während die US-Bürger über die vermeintlichen Sex-Eskapaden ihres Präsidenten spekulieren, können sie derzeit im Kino ihre Phantasie anregen lassen: In dem Streifen „Wag the dog“ treibt es der Präsident mit einer attraktiven jungen Frau. Weil er um seine Wiederwahl bangt, erfinden seine Berater (Robert de Niro und Dustin Hoffman) ein Ablenkungsmannöver: Er zettelt einen Krieg gegen Albanien an.

In Clintons Regierung werden derzeit tatsächlich Pläne erwogen, Irak militärisch zum Einlenken in der Auseinandersetzung um die Waffeninspektionen zu zwingen. Das Weiße Haus dementiert jedoch jeglichen Zusammenhang mit Clintons Problemen.

Dessen ungeachtet sind die Kartenverkäufe für „Wag the dog“ unmittelbar nach den Berichten über Clintons angebliche Affäre mit Monica Lewinsky um sieben Prozent gestiegen. Die Produktionsfirma des Films, New Line Cinema, ließ verlauten, daß die Werbekampagne für den Film nicht an die aktuellen Geschehnisse angepaßt werde. In einer neuen Anzeige sind Hoffman, de Niro und Co- Star Anne Heche jetzt jedoch vor dem Weißen Hauses zu sehen – so war es zuvor nicht vorgesehen. Im Internet ist zu lesen, der Film sei näher an der Wahrheit als viele zugeben wollen.

Und noch ein Film spielt auf den Sexhunger des Präsidenten an. In „Primary Colours“ spielt John Travolta jenen jungen Südstaaten-Gouverneur Jack Stanton (Bill Clinton), der ins Weiße Haus strebt, gleichzeitig aber mit seinem scheinbar unersättlichen Appetit nichts anbrennen läßt. Das Bestseller-Buch des politischen Kolumnisten Joe Klein über Clintons Wahlkampf 1992 setzte der Spitzenregisseur Mike Nichols für 65 Millionen Dollar um.

Gleich in einer der ersten Szenen des Buches, das einst Washingtons Stadtgespräch war, muß sich Stanton – „noch etwas dampfend und von der Farbe eines halb durchgebratenen Steaks frisch vom Grill“ – erst mal das Hemd zuknöpfen: Er hatte sich im Schlafzimmer mit einer Zufallsbekanntschaft vergnügt. Christoph Schult

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