: Vom Flugblatt zum sechzigseitigen Programm
■ Der Black History Month will Selbstbewußtsein schaffen und Gleichberechtigung einfordern. Erstmals sollen die Verdienste um die Black Community mit einem Preis gewürdigt werden
Gestern begann mit einer Eröffnungsparty der diesjährige Black History Month. Fünf Wochen lang werden Experten und Publikum über eine Vielzahl von Themen rund um die Belange der Black Community diskutieren. Unter den 50 Veranstaltungen gibt es auch Kunstworkshops, eine Ausstellung mit afrikanischen Masken und afrikanisches Frauentheater.
Die Organisatoren sind die Initiative Schwarze Deutsche und Schwarze in Deutschland (ISD) sowie 14 afrikanische Vereine. Das Hauptziel ist, „den Zusammenhalt der Black Community zu fördern“, sagt Mitorganisatorin Adel Oworu von der ISD. Ein weiteres Motiv sei, die Öffentlichkeit über die Black Community zu informieren.
Der Black History Month ist ein Exportschlager aus den USA. Begründet hatte die Tradition 1926 der Historiker Carter G. Woodson mit einer „Negro History Week“. Der Afroamerikaner wollte Schwarze über ihre Geschichte informieren, um auf diese Weise ihr Selbstbewußtsein für den Kampf um Gleichberechtigung zu stärken.
Seit 1990 gibt es den Black History Month nun auch in Berlin. Die Anfänge waren klein und bescheiden: Das Programm von 1990 paßte auf einen DIN-A4-Zettel und an Örtlichkeiten stand gerade mal ein Raum im Schöneberger Veranstaltungszentrum Schwarze Pumpe zur Verfügung. Nicht nur das Programm ist auf stattliche 60 Seiten gewachsen, auch die Zahl der Veranstaltungsorte und die Besucherzahlen haben stetig zugenommen. 3.500 BesucherInnen zählten die Veranstalter im letzten Jahr.
Ein Leitthema des diesjährigen Black History Month ist die Jugend. Das Thema hätte in der afrodeutschen Community höchste Priorität, denn in jeder Schule seien schwarze Kinder rassistischen Vorurteilen ausgesetzt, sagt Mike Reichel von der ISD. Außerdem zeigten rassistische Übergriffe nicht nur von Skinheads, daß Toleranz und Verständnis gerade junger Menschen gefördert werden müßten.
In einem zweitägigen Seminar mit dem Titel „Gemeinsam ein Zuhause schaffen“ sollen Jugendliche lernen, ihre eigene Identität zu finden und sich zu behaupten. Außerdem soll ein Modellprojekt für afrodeutsche Kinder vorgestellt werden (siehe oben). Die Schwierigkeiten, auf die interkulturelle Partnerschaften in ihrem Umfeld stoßen, sind ebenso Thema wie die Geschichte der Afrikaner in Deutschland.
Der Black History Month will nicht nur Probleme beleuchten, sondern auch zeigen, daß sich Schwarze trotz aller Widrigkeiten behaupten. Schwarze Unternehmer werden berichten, wie sie sich erfolgreich selbständig gemacht werden. Mit einer Talkrunde zu dem Verhältnis zwischen Afrodeutschen und Türken wollen die beiden Communities miteinander ins Gespräch kommen.
Erstmals soll in diesem Jahr bei der Abschlußfeier ein Black History Month Award vergeben werden. Mit dem Preis sollen – in den Sparten Frauenarbeit, Kunst, Soziales, Publizistik und Allgemeines – Persönlichkeiten ausgezeichnet werden, die sich um die Black Community besonders verdient gemacht haben. Die Veranstalter haben bereits KandidatInnen nominiert, doch steht es dem Publikum frei, weitere Vorschläge zu machen.
Trotz des niedrigen Budgets von 40.000 Mark bereitet den Veranstaltern die Finanzierung noch Kopfzerbrechen. Der Senat stellt keine Gelder mehr zur Verfügung, auch Anträge bei anderen Institutionen waren gescheitert. Karen Wientgen
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