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Betriebswirtschaftliche Nebelkerzen

■ Eine Just-in-time-Betrachtung der zeitgenössischen Managementtheorien

Es ist eine Sache, die in Managerköpfen herumspukenden, teilweise haarsträubenden Ideologeme aufzudecken und schonungslos auf ihren Gehalt abzuklopfen. Eine durchaus notwendige Arbeit, zumal wir den Schlamassel ja letztlich ausbaden dürfen, den die sogenannten Management-Theorien – von „Outsourcing“ über „Kaizen“ bis „Chaos- Management“ – anrichten.

Insofern stechen Rolf Hoerner und Katharina Vitinius mit ihrem kritischen Mangementführer in ein Wespennest. Sie decken nicht nur die Misere der Managertheorien auf, sondern die der gesamten Betriebswirtschaftslehre.

Das populäre Verfahren zur Generierung neuer Theorien oder Theoriepartikel besteht darin, Versatzstücke aus anderen Wissenschaften mit Vorliebe den Naturwissenschaften, der Psycho- und Soziologie herauszupräparieren, sie bis zur Unkenntlichkeit zu banalisieren und auf Sachverhalte anzuwenden, die ganz anderen Gesetzmäßigkeiten gehorchen. So kann es nicht verwundern, daß am Ende eines jeden, nach den geläufigen Schlagworten gegliederten Kapitels als Resultat steht: nichts oder kaum etwas dahinter.

Eine andere Sache ist, daß diese Erkenntnis auf Dauer ermüdet, die Autoren dagegen nicht müde werden, an jedem Kapitelende darauf zu verweisen, daß das eigentliche Übel der Wirtschaft die Managementberater seien, die mit ihren windigen Theorien nur die eigenen Brieftasche im Blick hätten. Über diesen Punkt hinauszugehen und etwa die allseitige Anfälligkeit von Managern für Biologismen und Esoterisches zu untersuchen unterbleibt, weil es dazu eines wie auch immer gearteten Analyseapparates bedurft hätte. Das Buch ist in so populär-flockiger Sprache gehalten, daß man es für eine schlechte Übersetzung aus dem Amerikanischen halten könnte.

Der Verdacht, daß die beiden Autoren dem Gegenstand ihrer Kritik näher sind, als ihnen vielleicht bewußt und lieb ist; daß es ihnen auf den Nägeln brennt, auch mal auf der Gegenseite mitzumischen – dieser Verdacht bestätigt sich gegen Ende des Buches. Gewissermaßen als Pointe ihres Werkes schieben Hoerner und Vitinius den Lesern das zugegebenermaßen gelungene Fake einer eigenen Theorie unter. Tenor: Seht her, so einfach ist das! So einfach ist es dann aber doch nicht, etwas zu kritisieren, was einfach nur daneben ist. Holm Friebe

Rolf Hoerner und Katharina Vitinius: „Heiße Luft in neuen Schläuchen – Ein kritischer Führer durch die Managementtheorien“. Eichborn, Frankfurt 1997, 206 Seiten, 39,80 DM

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