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Frühwarnsystem gegen El Niño

In Bangkok beraten 130 Experten aus Südostasien, wie die Daten aus der Klima-Vorhersage schnell in die richtigen Kanäle gelangen. Auf Borneo legen sich schon wieder Rauchwolken, weil nur wenig Regen fällt  ■ Aus Bangkok Jutta Lietsch

Wie kann sich Asien besser vor El Niño schützen? Darüber debattieren seit gestern in der thailändischen Hauptstadt 130 Fachleute aus 17 asiatischen Staaten. Rechtzeitig zur Tagung machte El Niño bereits wieder auf sich aufmerksam: Gestern meldete die Behörden des indonesischen Teils von Borneo bereits wieder über Buschbrände, die dichte Rauchwolken erzeugen – in der Provinzhauptstadt von West-Kalimantan, Pontianak, war die Sicht schon wieder unter 300 Metern, teilte das Wetteramt mit. Der Verkehr auf drei Flughäfen mußte eingeschränkt werden. Bereits im vergangenen Sommer und Herbst hatten sich Smog und Rauch wochenlang über große Teile Indonesiens und der Nachbarstaaten gelegt. Zwar waren illegale Brandrodungen durch Plantagenbesitzer die Ursache, die durch El Niño ausgelöste Dürre hatte die Brände aber erheblich angefacht.

Eingeladen hatte der Bangkoker „Asian Disaster Preparedness Center“ zu dem Kongreß auf dem ForscherInnen, Beamtinnen und PolitikerInnen darüber diskutierten, wie sie künftig besser bei der Vorhersage und Bewältigung des El-Niño-Klimaphänomens zusammenarbeiten können.

„Frühwarnsysteme, die eine drohende Dürre ankündigen, können zum Beispiel dazu beitragen, daß die Bauern geeignetes Saatgut verwenden und die Gemeinden ihre Wasserreservoire füllen“, sagte Lina Laigo vom philippinischen Sozialministerium. „Wir wissen alle, daß nicht El Niño selbst die Katastrophe ist, sondern daß er durch natürliche und menschengemachte Einflüsse erst dazu gemacht wird.“ Viele Daten liegen schon vor, gelangen aber nicht in die richtigen Kanäle. „Wir Klimatologen müssen wissen, welche Informationen Landwirte, Mediziner oder Umweltorganisationen brauchen“, forderte Peter Webster vom Asiatisch-Australischen Monsun-Forum zur Eröffnung der Tagung. Eine asiatische Datenbank soll, so hoffen die Teilnehmer, die Informationen rechtzeitig verbreiten helfen.

El Niño wird durch die außergewöhnliche Erwärmung der Meeresströme im Pazifik verursacht. Folge: Die Jahreszeiten geraten durcheinander, in manchen Gegenden bleiben Monsunregen aus, in anderen vernichten die Fluten die Ernten. Noch ist nicht klar, warum der El-Niño-Effekt seit den achtziger Jahren immer häufiger auftritt, alle zwei bis vier Jahre, und vor allem immer heftiger. Einige KlimaforscherInnen fürchten, dies könne bereits ein Ergebnis des Ausstoßes von Treibhausgasen durch den Menschen sein. Zwar gibt es dafür noch keinen Beweis. Die meisten ExpertInnen sind sich aber einig, daß bei einer dauerhaften Erwärmung des Klimas El Niño noch heftiger ausfallen wird.

Dabei sind die Schäden, die der jüngste El Niño, der Asien seit dem vergangenen Sommer im Griff hält, bereits enorm. Alein in Indonesien sind nach offiziellen Schätzungen rund 425.000 Hektar Reisland betroffen. Rund 1,5 Millionen Hektar Wald und Buschland verbrannten. 50 Millionen Menschen litten unter der Rauchwolke, die monatelang über großen Teilen Südostasiens lag.

El Niño wird nicht vor April verschwinden. Angesichts der neuen Brände ist der indonesische Meteorologe Shri Diharto pessimistisch: „Ich fürchte, wir werden auch unseren Nachbarn bald wieder Smog bescheren.“

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