Alle unterstützen die Arbeitslosen

Vor dem morgigen Protesttag solidarisieren sich SPD, Bündnisgrüne und Gewerkschaften mit den Arbeitslosen. CDU und FPD wollen Hilfe für Hauptschüler. Aktionen in über 200 Städten. Besetzungen geplant  ■ Aus Bonn Thorsten Denkler

Eine Welle der Sympathie bricht über die Arbeitslosen herein, bevor sie überhaupt auf die Straße gegangen sind. Arbeitsloseninitiativen, Gewerkschaften und Parteien haben für morgen zu einem bundesweiten Aktionstag gegen die erwartete Rekordzahl von 4,8 Millionen erwerbslosen Menschen aufgerufen.

In über 200 Städten sind Aktionen geplant. Der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Rudolf Scharping, kündigte die Teilnahme führender SPD-Politiker an. „Der Protest ist völlig richtig und berechtigt“, sagte Scharping. Jürgen Trittin, Vorstandssprecher der Bündnisgrünen, erklärte gestern, auch seine Partei werde sich inhaltlich und personell mit den Aktionen der Arbeitslosen solidarisieren: „Nach einer Phase der Resignation wird es Zeit, daß sich die Arbeitslosen endlich organisieren.“

Bernhard Jagoda, Chef der Bundesanstalt für Arbeit, sagte, er könne verstehen, wenn Arbeitslose mit friedlichen Demonstrationen auf ihre Lage aufmerksam machten. Auch die Gewerkschaften begrüßten die Aktionen: DGB-Chef Dieter Schulte warnte davor, die Proteste nicht ernst zu nehmen. Die Menschen seien zu Recht aufgebracht. IG-Metall- Vorstandsmitglied Joachim Töppel will gemeinsam mit den Arbeitslosen die Vorstellungen seiner Gewerkschaft zum Abbau der Arbeitslosigkeit verdeutlichen.

Bundesarbeitsminister Norbert Blüm sagte gegenüber dem Kölner Express: „Es wäre falsch, wenn sich die Proteste gegen die Mitarbeiter der Arbeitsämter richten.“ Denn die rackerten sich ab für die Arbeitslosen, so der Christdemokrat.

Koalition und SPD reagierten gestern mit eigenen Initiativen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. CDU und FDP billigten ein Papier des CDU-Sozialexperten Ulf Fink, mehr Stellen in den Kommunen für Langzeitsarbeitslose zu schaffen und allen Hauptschulabgängern ohne Lehrstelle bezahlte Praktikumsplätze zu vermitteln. Die SPD forderte ein Sofortprogramm gegen illegale Beschäftigung und Scheinselbständigkeit. Die Protestaktionen sollen sich an das Beispiel der Demonstrationen in Frankreich anlehnen, wo Arbeitslose in den letzten Wochen auf die Straße gegangen waren.

Nach Angaben der Koordinierungsstelle gewerkschaftlicher Arbeitslosengruppen in Bielefeld sollen Arbeitsämter besetzt oder mit Mauern aus Kartons verbarrikadiert werden. Mahnwachen und Trauermusik vom Band werden auf die traurige Arbeitsmarktlage aufmerksam machen, Sachbearbeiter sollen mit Bewerbungsschreiben überhäuft werden.