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Prominente gegen Holocaust-Mahnmal

Günter Grass und Walter Jens fordern, auf den Bau des Holocaust-Mahnmals zu verzichten. Dessen Initiatorin Lea Rosh wirft den beiden früheren Unterstützern und heutigen Gegnern „Unglaubwürdigkeit“ vor  ■ Aus Berlin Severin Weiland

Im Streit um das Mahnmal zum Gedenken an die Ermordung der europäischen Juden haben sich die Fronten verschoben. Mit „Erstaunen und Überraschung“ reagierte gestern die Initiatorin Lea Rosh auf die Unterschriften von Günter Grass und Walter Jens unter einem offenen Brief von Prominenten, in dem der Verzicht auf das Denkmal gefordert wird.

Rosh erinnerte gegenüber der taz daran, daß Jens und Grass den ersten Aufruf für den Bau des Mahnmals im Januar 1989 unterzeichnet hatten. Jens hatte zudem 1995 als Vorsitzender der Jury die beiden prämierten Entwürfe aus dem ersten Wettbewerb vorgestellt, die allerdings auf scharfe Kritik gestoßen waren. Nach einem zweiten Wettbewerb wurden vier neue Entwürfe in die engere Auswahl genommen. „Entweder wußten Jens und Grass damals nicht, was sie unterstützen, oder sie wissen es heute nicht.“ Mit ihrer Kehrtwende „disqualifizieren sie ihre früheren Unterschriften“, erklärte die Publizistin.

In dem offenen Brief heißt es wörtlich, die Unterzeichner sähen nicht, „wie eine abstrakte Installation von bedrückend riesigem Ausmaß – auf einem Feld von der Größe eines Sportstadions – einen Ort der stillen Trauer und Erinnerung, der Mahnung oder sinnhaften Aufklärung schaffen könnte“. Neben Jens und Grass haben auch die Zeit-Herausgeberin Marion Gräfin Dönhoff, der Regisseur George Tabori, die Verleger Wolf Jobst Siedler und Siegfried Unseld den offenen Brief unterschrieben.

Bundeskanzler Helmut Kohl, einer der Adressaten des Schreibens, hatte kürzlich die ausgewählten vier Entwürfe des zweiten Wettbewerbs besichtigt. Eine Entscheidung soll Mitte März fallen. Kohl soll für den Entwurf von Serra und Eisenmann Sympathien hegen, der einen Wald aus übergroßen Grabplatten vorsieht. Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen nannte den offenen Brief gestern eine „beachtenswerte Position“.

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