Jobs auf der Insel

■ Im Arbeitsamt hilft eine EU-Beraterin bei der Stellensuche im Ausland

„Gesucht: Zehn Krankenschwestern und ein Lohnbuchhalter in Großbritannien. Geboten: Praktika für Goldschmiede, Keramiker, Tischler und Fleischer auf der griechischen Insel Rhodos.“Wer auf dem Hamburger Arbeitsamt im Stellenanzeiger der Bundesanstalt für Arbeit blättert, kann schnell auf die Idee kommen, den heimischen Lebens- und Arbeitsbedingungen der Rücken zu kehren.

Tatsächlich sind viele Hamburger gewillt, ihr berufliches Glück im Ausland zu suchen, berichtet Angela Griem, EU-Beraterin beim Hamburger Arbeitsamt. Schnell habe sich herumgesprochen, „daß seit dem Europäischen Binnenmarkt keine Arbeitsgenehmigung mehr nötig ist“, erklärt sie. Zwischen 130 und 180 Interessierte lassen sich pro Monat beraten.

Eine direkte Jobvermittlung ins Ausland kann die Europa-Fachfrau dabei nicht bieten; das letzte Wort haben die Unternehmen. Aber Griem recherchiert Firmenadressen für die Arbeitssuche und schließt sich in besonderen Fällen auch mal mit den Arbeitsämtern anderer Länder kurz.

Zur Beratung kommen nicht nur Klimaflüchtlinge und Sonnenhungrige, sondern auch Arbeitslose auf der Suche nach neuen Perspektiven. „Vor ein paar Jahren waren Spanien und England die großen Renner“, erklärt die Arbeitsamtvertreterin. „Mittlerweile erhalte ich auch viele Anfragen zu Norwegen, weil dort der Arbeitsmarkt noch entspannter ist.“

Wer sich für einen Auslandsjob interessiert, sollte sich beim Arbeitsamt über die landesüblichen Bewerbungsgepflogenheiten informieren. So favorisieren die Franzosen handgeschriebene Anschreiben, die vom Graphologen unter die Lupe genommen werden. Norwegische Arbeitgeber erwarten ein knappes förmliches Anschreiben, während Italiener es gern etwas blumiger mögen.

Besonders begehrt sind deutsche Fachleute aus der Datenverarbeitung und dem Hotel- und dem Gaststättengewerbe. Aber auch andere ermutigt Angela Griem, sich zu bewerben. Wer mehr als ein Praktikum im Ausland plant, sollte sich allerdings rechtzeitig über die unterschiedlichen Arbeitsmarktstrukturen informieren. Denn die Berufsbedingungen von der geforderten Qualifikation über das Einkommen bis zur sozialen Sicherheit sind von Land zu Land verschieden. Ilonka Boltze

Terminabsprache unter 040/24 85 19 88