piwik no script img

Frauen besetzen Gewerberäume

■ Kein Frauenwirtschaftszentrum. Stadtrat hat Räume schon vergeben

In einem symbolischen Akt haben gestern zehn zukünftige Unternehmerinnen des geplanten Frauenwirtschaftszentrums Kreuzberg bezirkseigene Gewerberäume in der Glogauer Straße 19–21 besetzt. Der Grund: Baustadtrat Matthias Stefke (CDU) hatte im Alleingang den geplanten Hauptstandort in der Kohlfurter Straße 41–43 an andere Interessenten vermietet. Die Frauen hätten, so Stefke, zuwenig Interesse an den Etagen bekundet und Mietpreise gefordert, die nicht zu akzeptieren gewesen seien.

Doris Fortwengel vom Vereinsvorstand ist fassungslos. Sie verweist verärgert auf die mündliche Zusage, die Stefke bereits im vergangenen November für zwei Etagen in der Kohlfurter Straße gegeben habe. Frauenbeauftragte Petra Koch-Knöbel spricht von „absurder Politik“: Sowohl Frauen- und Wirtschaftsausschuß als auch die Bezirksverordnetenversammlung hätten beschlossen, daß das geplante Zentrum bei Neuvermietungen zu unterstützen sei. „Angesichts hoher Arbeitslosigkeit und leerstehender Gewerbeflächen ist es eine Katastrophe, was hier mit engagierten Unternehmerinnen geschieht.“

Der bündnisgrüne Bezirksbürgermeister Franz Schulz zeigte gestern Verständnis für die Besetzung. Weder in der Kohlfurter noch in dem Nebenstandort Glogauer Straße sei Stefke den Unternehmerinnen entgegengekommen. Schulz bekräftigte, daß Frauenförderungsmöglichkeiten geschaffen werden müssen und kündigte an, daß die BVV sich mit dem Thema befassen werde. Den Einwand des CDU-Baustadtrates, die Frauen hätten kein Interesse mehr an der Kohlfurter Straße bekundet, kann Schulz ebensowenig nachvollziehen wie das Argument, die Unternehmerinnen hätten für die beiden Objekte ortsunübliche Mietpreise gefordert.

Die Unternehmerinnen, die ihren Einzug in diesem Jahr geplant haben und in der Glogauer Straße schon teilweise mit der Renovierung begonnen haben, befinden sich jedoch weiterhin in den Startlöchern. „Für einige von uns“, sagt Doris Fortwengler, „hängen da Existenzen dran“. Kerstin Marx

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen