: EU verjagt Hollywood-Agentur
Wettbewerbskommissar untersagt den gemeinsamen Europavertrieb dreier US-Studios. Begründung: Sie hätten zu wenige europäische Filme mitvermarktet ■ Aus Brüssel Alois Berger
Drei der größten Hollywood- Filmstudios müssen sich für die Vermarktung ihrer Filme in Europa etwas Neues einfallen lassen. EU-Wettbewerbskommissar Karel van Miert kündigte an, den gemeinsamen Filmvertrieb von Metro Goldwyn Mayer, Paramount und Universal zu untersagen. Vor allem die französische Filmindustrie erhofft sich davon bessere Marktchancen für ihre Filme.
Seit 1988 vermarkten die drei Hollywood-Studios ihre Streifen in Europa über eine gemeinsame Agentur in Amsterdam, die United International Pictures (UIP). Das widersprach zwar von Beginn an den europäischen Antikartellgesetzen, die verhindern sollen, daß sich Unternehmen durch Zusammenschlüsse marktbeherrschende Positionen sichern. Doch die Europäische Kommission in Brüssel, für die Kontrolle des europäischen Marktes zuständig, gewährte eine Ausnahmeregelung. Solche Sonderbestimmungen gibt es auch in anderen Bereichen, etwa bei der Buchpreisbindung. Da argumentieren die Verlage, daß kleinere Buchhandlungen bei einem harten Preiskampf keine Chance mehr hätten und vor allem hochwertige Literatur aus den Regalen verschwände.
Im Fall von UIP wurde die Ausnahme damit begründet, daß die Agentur neben großen Hollywood-Streifen auch kleine lokale Filme ins Programm nehmen wollte, die sonst kaum Möglichkeiten auf größere Verbreitung hätten. Doch nach Ansicht der EU- Kommission wurde diese Zusage nie wirklich eingehalten. Nur rund ein Prozent der europäischen Filme werde von UIP vertrieben, sagte ein Sprecher der EU-Kommission gestern in Brüssel.
United International Pictures weist die Vorwürfe zurück. Seit 1988 habe UIP 227 europäische Spielfilme vertrieben, teilte die US-Gesellschaft mit. Doch nach den Informationen der EU-Kommission hat UIP sein Engagement für die europäischen Filmstudios fast ausschließlich auf einen einzigen Markt konzentriert: Mehr als die Hälfte der europäischen UIP- Titel seien in Spanien verliehen worden. In den übrigen EU-Ländern habe der Verleih fast ausschließlich US-Produktionen vertrieben.
Vor allem die französische Regierung hat unter Druck ihrer Filmindustrie seit langem Front gegen die Sondergenehmigung für UIP gemacht. Eigenartigerweise hat die EU-Kommission erst jetzt konkrete Schritte eingeleitet. Denn die Ausnahmeerlaubnis war 1988 auf fünf Jahre begrenzt worden und lief 1993 aus. Mit anderen Worten: Seit fünf Jahren prüft die EU-Kommission den Antrag von UIP auf Verlängerung. „Das ist alles sehr kompliziert“, meinte dazu der Sprecher der EU-Kommission.
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