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Stadtuniversität am Hafen

■ Architektenausbildung: TU-Professor verblüfft mit der Vision einer Uni für Planen, Bauen und Umwelt in der Speicherstadt

„Die Stadt kehrt in den Hafen zurück und bedient sich dabei der Kreativität ihrer neuen Universität für Planen, Bauen und Umwelt, die mitten in der Speicherstadt neu aufgebaut wird.“Dieter Läpple, kreativer Überflieger von der TU Harburg, sorgte am Montagabend in der Aula der Kunsthochschule (HfbK) vor über 300 Zuhörern mit seiner „ganz persönlichen Vision“für ein Highlight: Hamburg habe „die einmalige Chance“, Hochschulreform, Stadtentwicklung und die Neuorganisation der Ausbildung von Planern und Architekten gemeinsam anzupacken.

Eine Woche vor der Behördenanhörung zur Zukunft der Hamburger Architektenausbildung waren HfbK, Fachhochschule und TU Harburg erstmals aus ihren Schützengräben geklettert, um ihren Streit öffentlich auszutragen. Die quicklebendige Altherrenriege auf dem Podium mit Hinrich Baller (HfbK), Dieter Patschan (FH), Dieter Läpple (TU) und Ullrich Schwarz (Architektenkammer) enttäuschte die Erwartungen nicht. Einen überaus schweren Stand hatte dabei die HfbK. Nur Baller votierte einsam für den elitären Künstlerarchitekten. Seine Kontrahenten votierten dagegen unisono für eine breit angelegte, interdisziplinäre universitäre Ausbildung.

Patschan etwa wehrte sich vehement gegen Ballers Teilung der Welt „in große und kleine Architektur“und die Degradierung der Fachhochschule zur „Bau- und Zeichenschule“. Er forderte ein „Hamburger Ausbildungszentrum für Architektur, das in allen Bereichen höchste Ansprüche stellt“und das er sich konkret in der City Nord vorstellen kann. Der dortige FH-Fachbereich Architektur würde dann zur Uni geliftet.

Wenn schon nicht die Vision seiner Stadt-Universität im Hafen verwirklicht werden könne, so Läpple, dann solle zumindest ein „Hochschulnetzwerk“auf den Weg gebracht werden, ein Entwicklungsprozeß, bei dem TU und FH zusammen mit der HfbK „aufeinander zu wachsen“.

Baller bekam bei solchen Vorschlägen das nackte Grausen: Es sei „fahrlässiger Wahnsinn“, wolle man künstlerische Denke gemischt mit Baumanagement, Baukonstruktion und Stadtplanung interdisziplinär an einer Hochschule unterrichten. Nein, es brauche die Auslese einer kleinen Architekten-Elite, die dann der breiten Masse von TU- und FH-Absolventen den Weg weise. Für Baller sind Künstler-Architekten „hochkarätige Visionäre“, die es braucht, um „die Unwirtlichkeit der Städte zu überwinden“. „Visuelles Denken“lasse sich aber nicht nebenbei lernen, dazu bedürfe es einer rein künstlerischen Hochschule.

Währenddessen wird hinter den Kulissen weiter gefochten. Dabei geht es den Kontrahenten jedoch nicht um eine neue Ausbildung, sondern, wie Ullrich Schwarz bitter anmerkte, „vor allem um die Verteidigung ihres Terrains“. So bearbeitet die Präsidialabteilung der HfbK gegenwärtig die GAL-Fraktion, um sie gegen das befürchtete Nein Krista Sagers in Front zu bringen. Die Präsidenten von TU und FH kontern das mit gemeinsamen Absprachen, welche die Wissenschaftsbehörde vor vollendete Tatsachen stellen sollen. Eine Insiderin befürchtet denn auch, am Ende werde statt der überfälligen Reform nur „ein mühsam als Kooperation getarntes Weiter-so!“herauskommen. Florian Marten

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