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Der Klotz am Altonaer Hafenrand

Noch in diesem Jahr könnte die Bebauung am Holzhafen beginnen  ■ Von Heike Haarhoff

Hoch oben vom Konferenzsaal in der Großen Elbstraße 134 ist der Blick über Elbe, Hafenkräne und Containerterminals unverstellt. Doch nicht nur deswegen lädt die Interessengemeinschaft Große Elbstraße ihre Besucher, wie jüngst am Montag abend, gern in die Räume der Großhandels- und Lagerei- Berufsgenossenschaft ein. Von hier oben läßt sich anschaulich demonstrieren, was die IG, ein Zusammenschluß planungspolitisch engagierter Unternehmer, Geschäftsleute und Anwohner vom Altonaer Hafenrand, nicht will: daß der überwältigende Elbblick demnächst durch ein noch überwältigenderes Büro- und Wohnhaus verbaut wird.

28 Meter hoch, das entspricht dem Ausmaß der benachbarten Elbspeicher am Fischmarkt, soll das 250-Millionen-Gebäude werden. Hier, direkt am Holzhafen, dieser wasserseitig-schmuddeligen Industriebrache zwischen Lübke-Speicher und Fährterminal.

Noch in diesem Jahr könnte Baubeginn sein. Bereits im vergangenen September, „kurz vor der Bürgerschaftswahl“, ereifert sich Warnke, hatte der Senat dem Bauprojekt grünes Licht erteilt: Die Investoren Büll & Liedtke erhielten einen positiven Bauvorbescheid. Wenn daran noch etwas zu ändern ist, das weiß auch Schiffsmakler Thomas Reeder, dann jetzt: „Es muß eine massive Reduzierung geben“, fordert er. Statt der geplanten 35.000 Quadratmeter, davon 6.000 zum Wohnen, schlägt er 20.000 vor.

Markus Neppel hört sich die Kritik an seinem „Klotz“, den er im Büro des Rotterdamer Architekten Kees Christiaanse mitgeplant hat, ruhig an. Dann will der Architekt „auch mal was sagen“: Daß der Bau durchaus durchdacht ist. Daß er Durchgänge zum Wasser bietet. Daß das Gebäude das „belanglose Weiterstricken von Elementen, die es in der Stadt schon gibt“, unterbinden will. Und daß „aus unserer Sicht“eine „gewisse Nutzungs- und Höhenänderung denkbar“ist.

Der Applaus dauert – beide Seiten loben die „entspannte Atmosphäre“: Der Architekt ist offenbar gar nicht so doof, wie viele im Saal lange dachten. Die Zeit der rüden Publikums-Beschimpfungen, wie es sie noch vor wenigen Jahren gab, sobald das Architekturmodell öffentlich vorgestellt wurde, ist auch vorbei.

„Es wird jetzt auf die politischen Antworten ankommen“, sagt Rehder. Aber die fallen eher schweigsam aus, auch von der Holzhafen-kritischen GAL. Während der Koalitionsverhandlungen, hat sich Rot-Grün darauf verständigt, daß in Sachen Holzhafen der Status quo nicht in Frage gestellt wird. Und der lautet: Bauen.

Derzeit sieht es nicht so aus, als würden sich die Investoren davon abbringen lassen. 1993 hatte die Stadt Büll & Liedtke das Holzhafen-Grundstück vermacht – als Kompensation für einen Planungsschaden, der Büll & Liedtke zuvor auf einer anderen Baustelle – dem Einkaufszentrum Mercado in Ottensen – entstanden war, und an dem die Stadt nicht ganz unschuldig war: Auf dem Gelände des ehemaligen Jüdischen Friedhofs in Altona hatte die Stadt zunächst eine Tiefgarage genehmigt. Der „Mercado-Skandal“hatte Folgen: Der ehemalige Friedhof wurde mit einer Betonplatte versiegelt; Büll & Liedtke mußten ihre Parkplätze oberirdisch bauen.

Nicht zuletzt wegen dieser Vorgeschichte dürfte sich die Holzhafen-Bebauung nur schwerlich verhindern lassen. Es sei denn, so die Altonaer GAL, die Vorbescheide seien tatsächlich rechtswidrig. Das behauptet der Rechtsanwalt Ulrich Wollenteilt seit vergangener Woche ebenso emsig, wie es die Stadtentwicklungsbehörde unter dem grünen Senator Willfried Maier dementiert.

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