USUS scheitert an zu viel Öffentlichkeit

■ Weil Fragen schon im Internet zu lesen sind, haben die geplanten Schul-Vergleichstests keine Chance mehr

USUS ist vorerst gestorben. Bremens SchülerInnen brauchen die umstrittenen Schul-Vergleichstests aller Voraussicht nach in der kommenden Woche nicht zu schreiben. Selbst die Sprecherin der Bildungsbehörde hält die Tests „in der jetzigen Form für sinnlos“: Die Aufgaben sind an vielen Schulen längst bekannt, LehrerInnen üben die Tests schon. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) empfiehlt Gruppenarbeit, Elterninitiativen rufen zum Boykott auf. Die Grüne Jugendinitiative (GJI) brachte gestern das Faß zum Überlaufen: Sie veröffentlichte fast die kompletten USUS-Tests im Internet (siehe Kasten).

Wie es jetzt weitergeht, muß Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs (SPD) entscheiden, wenn sie heute aus den USA zurückkehrt. Das Verfahren der Behörde im Vorfeld der Tests hat aber auch solche Schulen vergrault, die eigentlich mitziehen wollten und den Test anweisungsgemäß unter Verschluß halten. Indem sie zugelassen habe, daß die Fragen weitgehend bekanntgeworden seien, habe die Behörde Absprachen konterkarriert, lauten die Klagen. Außerdem waren die ursprünglichen Befürworter an den Schulen davon ausgegangen, daß die Tests als Klassenarbeiten gewertet und folglich von den SchülerInnen entsprechend ernst genommen würden. Mit ihrer Zusage an die GesamtschülerInnen vertretung, USUS nicht für die Noten heranzuziehen, sei eine wichtige Grundlage für USUS entfallen.

Wegen dieser Probleme haben etwa die Gesamt- und Schulkonferenzen des Alten Gymnasiums beschlossen, USUS zu boykottieren. „Ich rechne nicht damit, daß wir USUS schreiben“, sagt Schulleiter von der Heide. Andere Schulen hatten den Test von Anfang an abgelehnt, weil Sozialverhalten und Teamfähigkeit nicht erfaßt werden.

Die Bildungsbehörde wollte mit USUS (Untersuchung der Schülerinnen- und Schülerleistungen im Lande Bremen) den Wissensstand der SchülerInnen in den Jahrgängen vier, sechs und zehn abfragen, um die Qualität der Lehrerarbeit und die Unterschiede zwischen den Schulen zu messen. Die Tests in den Grundschulen sollten im Mai geschrieben werden. Auch hier gibt es Widerstand. Die Schulleiter AG sucht noch nach einem Konsens, wie mit USUS zu verfahren sei.

Viele PädagogInnen wie etwa der Leiter des Gymnasiums Hamburger Straße, Wilfried Stille, finden Vergleichstests grundsätzlich in Ordnung: „Diesen ersten Schritt der Leistungsaufstellung in der Sekundarstufe I sehe ich positiv.“

Auch der Zentralelternbeirat (ZEB) und die GesamtschülerInnenvertretung (GSV) sind nicht grundsätzlich gegen USUS, stoßen sich aber am gewählten Verfahren. Das sieht auch eine Lehrerin der Integrierten Stadtteilschule am Leibnizplatz so: Die Schule wolle sich „nicht dem Vergleich verweigern, wohl aber der Methode“.

Gänzlich verabschieden will sich die Bildungsbehörde jedoch nicht von USUS. Wie es hieß, sollen neue Testaufgaben entwickelt werden. Diese sollten die Schüler dann nicht vorher kennen. jof/pos

Gehaltskürzung für streikende Lehrer war rechtens

Während USUS scheitert, hat sich die Bildungssenatorin auf einem anderen Feld durchgesetzt. Sie durfte Lehrkräften, die sich im vergangenen Jahr an den Protestaktionen gegen die Erhöhung der Lehrerarbeitszeit beteiligt haben, Gehalt abziehen. Das Verwaltungsgericht lehnte Anträge von 31 beamteten Lehrern ab, die rechtliche Bedenken geltend gemacht hatten. Ungenehmigtes Fernbleiben vom Untericht rechtfertige den Gehaltsabzug.